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Natalie Moser: Von der »Heimat Berlin« bis zum »Dr. Heimat«


Vortrag
Freitag, 4.12.2020, 15:20h

Natalie Moser

Von der »Heimat Berlin« bis zum »Dr. Heimat«. Herkunfts- und Ankunftserzählungen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

  Anmeldung für den Vortrag auf der Tagungsseite “Heimat. Wo alles bleibt, wie es nie war”.
 
 

Wie wird Heimat in der aktuellen deutschsprachigen Literatur verhandelt? Dieser Frage geht der Vortrag am Beispiel autobiografisch grundierter Herkunfts- und Ankunftserzählungen nach. Im Zentrum steht Jan Brandts 2019 erschienenes Buch Ein Haus auf dem Land/Eine Wohnung in der Stadt, das sich alten und neuen Heimaten von zwei Seiten zu nähern versucht. Die Suche nach einer Heimat wird als Abenteuergeschichte erzählt, deren ländliche Variante mit einem Misserfolg, die städtische hingegen mit einem lange auf sich warten lassenden Erfolg endet. Einen anderen Weg wählt Saša Stanišić in seinem 2019 erschienenen Buch Herkunft. Das mit dem Buchpreis ausgezeichnete Werk hat ebenfalls stark autobiografische wie autofiktionale Züge, ist im Unterschied zu Brandts Buch jedoch szenisch organisiert. Herkunfts- und Ankunftserzählungen bilden nicht zwei Seiten einer Medaille, sondern konkurrieren und unterwandern sich gegenseitig, wodurch die Leser*innen zur Kontinuitätsstiftung eingeladen werden, explizit am als Labyrinth/Spiel gestalteten Ende des Buches. Brandts und Stanišićs Texte sind zwei divergente Beispiele für die Erzählbarmachung von Heimat(en) durch eine Kopplung von Herkunfts- und Ankunftserzählungen. Zwischen diesen beiden Polen können wiederum andere jüngere Gegenwartstexte mit verwandter Thematik verortet werden, etwa Anke Stellings Schäfchen im Trockenen (2018), Matthias Nawrats Der traurige Gast (2019) oder auch Ronya Othmanns Die Sommer (2020).

Natalie Moser, seit Wintersemester 2019 Vertretung der Professur für Neuere deutsche Literatur/19.–21. Jahrhundert am Institut für Germanistik der Universität Potsdam. Promotion im Bereich Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Basel, Studium der Philosophie und Germanistik an der Universität Basel und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Publikationen: Die Erzählung als Bild der Zeit. Wilhelm Raabes narrativ inszenierte Bilddiskurse (2015) sowie Aufsätze u.a. zu den Forschungsschwerpunkten Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur, Realismus, literarische Zeit- und Ende-Reflexionen sowie (Anti-)Heimatdiskurse.