Thomas Gugler
Pakistan im Spannungsfeld von Demokratie und Militärherrschaft
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Pakistans politische Geschichte erscheint oft als ein Pendelschlag zwischen Demokratie und Militärdiktatur. Diese binäre Sichtweise verfehlt die komplexe Realität der wechselseitigen Verflechtungen im „hybriden Regime“: Pakistan wird von einem tief verwurzelten „Zivil-Militärischen Komplex“ beherrscht, einem undurchsichtigen, aber äußerst stabilen Geflecht aus Macht, in dem das Militär auch in Zeiten formaler Demokratie die entscheidenden Hebel der Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik kontrolliert. Wir werden untersuchen, wie sich dieses System etablieren konnte, welche Rolle es für die geostrategische Position Pakistans zwischen Indien, China und Afghanistan spielt und warum zivile Politiker und Parteien immer wieder scheitern, diese strukturelle Dominanz zu brechen. Die Analyse mündet in der provokativen Frage, ob Pakistan nicht de facto ein Staat ist, der von einer „Prätorianischen Garde“ regiert wird, die eine Fassade der Demokratie lediglich zur Aufrechterhaltung der internationalen Legitimität toleriert.
Thomas Gugler ist ein renommierter Wissenschaftler in den Bereichen Islamwissenschaft und Südasienstudien. Er wurde summa cum laude an der Universität Erfurt promoviert. Als Postdoc war er Mitglied in zwei Exzellenzclustern: „Normative Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt und „Religion und Politik“ an der Universität Münster. Weitere Stationen seiner Karriere umfassen Fellowships am Leibniz-Zentrum Moderner Orient Berlin und an der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Islamismus, muslimische Reformbewegungen und kultureller Pluralismus in Südasien. Zu seinen bedeutendsten Publikationen zählen die Monographie Mission Medina (2011) sowie zahlreiche Artikel zu den Themen Dschihadismus, Gender und religiöse Diversität.
