Valentin Groebner
Nostalgie als historischer Bastelbogen
Publikumswirksam verkündete kollektive Gefühle von Verlust und Nostalgie treten gewöhnlich vorwurfsvoll und bitter auf. Unterlegt sind sie aber mit einer anderen, ganz positiven Empfindung; nämlich der Feier der Leistungen und Erfolge jener Vergangenheit, die jetzt angeblich endgültig vergangen ist, kaputt, futsch und perdu. Jedes Verlustgefühl erlaubt das nachträgliche Genießen der Epoche, von der sich die Sprecherin oder der Sprecher melancholisch verabschiedet, und das seit fast zwei Jahrhunderten. Welche neuen Vergangenheiten erzeugen diese Klagen – und was macht diese Empfindungen so ansteckend?
Valentin Groebner, wurde 1991 in Bielefeld promoviert, Habilitation 1998 an der Universität Basel. Von 1991 bis 1998 war er Assistent am Historischen Seminar der Universität Ba-sel, danach war er u.a. Visiting Professor am Department of History of Art an der Harvard University und professeur invité an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. Seit März 2004 ist er Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern. Im Jahr 1996/97 war er Fellow am Berliner Wissenschaftskolleg, 2001 Fellow am Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin und 2014 Fellow bei der Kollegforschergruppe “Bild/Evidenz” an der FU Berlin. Ausgewählte Publikationen: Bin ich das? Eine kurze Geschichte der Selbstauskunft (2021); Ferienmüde. Als das Reisen nicht mehr geholfen hat (2020); Wer redet von der Reinheit? (2019) Retroland. Tourismus, Geschichte und die Sehnsucht nach dem Authentischen (2018); Ich-Plakate (2015); Das Mittelalter hört nicht auf. Über historisches Erzählen (2008); Der Schein der Person: Steckbrief, Ausweis und Kontrolle im Mittelalter (2004; Who Are You? Identification, Deception, and Surveillance in Early Modern Europe 2007); and Ungestalten: Die visuelle Kultur der Gewalt am Ende des Mittelalters (2003; Defaced: The Visual Culture of Violence in the late Middle Ages 2004).