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Modern Monetary Theory – eine fiskalische Theorie der Stabilisierung der Wirtschaft


Vortrag
Donnerstag, 12.12.2019, 18:45h

Dirk Ehnts

Technische Universität Chemnitz

Modern Monetary Theory – eine fiskalische Theorie der Stabilisierung der Wirtschaft

Mehr als zehn Jahre nach der großen Finanzkrise ist klar, dass eine Rückkehr zu den Vorkrisenzeiten in der Wirtschaftspolitik keine realistische Option darstellt. Die Nullzinsphase dauert bis heute an, eine Rezession ist dieses oder nächstes Jahr nicht unwahrscheinlich. Wenn die Zentralbank mit ihren Zinsen die privaten Investitionen nicht mehr ankurbeln kann und diese sogar gesellschaftlich unerwünschte Folgen hätten, dann bedarf es eines Umdenkens in der Theorie. Die “Modern Monetary Theory” als empirische Geldtheorie ist ein neues Paradigma, welches neue Interpretationen und Rückschlüsse auf Ereignisse und Politikmaßnahmen zulässt. Statt des Vertrauens in den Markt und die Profitmaximierung sollten wir stärker auf demokratisch legitimierte öffentliche Projekte setzen, bei denen das Gemeinwohl im Vordergrund steht. Die Frage der Finanzierbarkeit muss dabei zweitrangig sein. Frei nach Keynes: “Alles, was wir tatsächlich bauen können, können wir uns auch leisten!”

Die Geldpolitik hat nicht nur in den letzten zehn Jahren die Reichen reicher gemacht und die Mittelschicht aufgerieben, neue Impulse sind nicht zu erwarten. Nur wenn wir den Staat als Akteur einsetzen, können wir gesellschaftliche Ziele wie eine gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung, eine ökologisch nachhaltige Lebensweise sowie Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreichen. Bevor es so weit ist, müssen allerdings noch ein paar Mythen aus dem Weg geräumt werden. So ist z. B. staatliches Geld lediglich eine Steuergutschrift, der Staatsverschuldung entspricht Euro für Euro privates Vermögen und ein staatliches Defizit erleichtert privates Sparen. Zudem hängt die Inflationsrate nicht von der Geldmenge, sondern vielmehr von den Lohnstückkosten ab. Die Geldpolitik mit Inflationsziel ist tot – für das 21. Jahrhundert brauchen wir eine fiskalische Theorie der Wirtschaftsstabilisierung.

Vortrag im Rahmen des Workshops Geld machen. Zur Reform der Geldpolitik nach der Krise