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Tilman Venzl: Lob der Ratlosigkeit. Rainald Grebes Heimaten


Vortrag
Freitag, 4.12.2020, 16:15h

Tilman Venzl

Lob der Ratlosigkeit. Rainald Grebes Heimaten

  Anmeldung für den Vortrag auf der Tagungsseite “Heimat. Wo alles bleibt, wie es nie war”.
 
 

Wenn sich einer der »großen Philosophen der Gegenwart« mit dem Thema Heimat auseinandersetzt, sollte man zuhören. Oder gilt dies etwa nicht, wenn sich hinter dem vermeintlichen Großgelehrten der Kleinkünstler Rainald Grebe offenbart, Träger unter anderem des Deutschen Kleinkunstpreises, des Bayerischen Kabarettpreises und des Deutschen Kabarettpreises? Juli Zehs Rede von einem der großen Philosophen der Gegenwart ist auf Grebes Fähigkeit gemünzt, statt 650 Seiten nur dreieinhalb Minuten für tiefe Einsichten in Befindlichkeiten und Lebensrealitäten zu benötigen – so beispielsweise in seiner bekannten Hymnen-Parodie Brandenburg, die Zeh in ihrem Roman Unterleuten zitiert und die längst zu einem viralen Hit, Grebe selbst zufolge sogar zu einem regelrechten Volkslied geworden ist. Rainald Grebe, der Chronist des Bionade-Biedermeier, der Sänger des Ost-West-Konflikts, der Dada-Rilke, spürt in seinen Liedern, Kabarettnummern und seinem Roman Global Fish immer wieder der Frage nach, wie sich die/der Einzelne in der Welt zurechtfinden kann. Es geht nach Grebe um das »Sich-Auskennen, Bezüge finden, mit der Sprache umgehen können«. In meinem Vortrag werde ich anhand exemplarischer Analysen aufzeigen, wie Rainald Grebe den Heimatbegriff von seiner ideologischen Verbrämung befreit und im Zeichen eines ironischen Selbstbezugs verfügbar macht.

Tilman Venzl ist Feodor-Lynen-Forschungsstipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Yale University. Nach dem Studium der Neueren Deutschen Literaturgeschichte in Freiburg und an der Sorbonne sowie einem Forschungsjahr an der Harvard University wurde Tilman Venzl 2016 an der Universität Stuttgart promoviert. Die Doktorarbeit mit dem Titel »Itzt kommen die Soldaten«. Studien zum Militärdrama des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Ravicini-Preis 2018 ausgezeichnet und ist 2019 im Druck erschienen. Es folgten Stationen als Akademischer Mitarbeiter an den Universitäten Stuttgart und Heidelberg. Zu Tilman Venzls Forschungsfeldern zählen neben der Dramen- und Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts sowie den Bezügen von Militär und Literatur auch Fragen der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung in der Literaturwissenschaft und insbesondere die Wechselbezüge von Demokratie und Literatur.