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Helge Høibraaten: Gibt es eine Mitte des Links-Schmittismus?


Vortrag
Freitag, 22.11.2019, 13:30h

Helge Høibraaten

Trondheim

Gibt es eine Mitte des Links-Schmittismus?

Der Vortrag versucht sich an der Frage einer „Mitte“ der linken Schmitt-Rezeption, die jedoch nicht eindeutig zu beantworten ist. Sucht man eine vernünftige Mitte dieses „-ismus“, muss sie wohl verneint werden, denn dann würde man eher bei liberal-konservativen Denkern landen, die sich zum Teil (etwa Lübbe) entschieden gegen links gewendet haben. Lässt man das Wort „vernünftig“ aber aus, ließe sich die Mitte eher in Analogie zu dem suchen, was als „die permanente Struktur des antiliberalen Denkens“ (Stephen Holmes) bezeichnet worden ist. Man könnte den aktuellen Ursprung dieser Struktur im deutschen Denken nach dem Ersten Weltkrieg suchen, im Kampf gegen den Kulturprotestantismus mitsamt liberal-jüdischem Geist, gegen die liberale Demokratie und den „Amerikanismus“ als Inbegriff kapitalistisch geprägter Kultur. Kennzeichnend für den Links-Schmittismus ist aber auch eine Tendenz von Linken, die sich zwischen einer apokalyptischen Überbietung des schmittschen Ansatzes einerseits (Benjamin, Taubes) und einer agonalen Unterbietung andererseits (Mouffe) bewegt. In der Mitte dieser Variationen steht Schmitt selbst, ein eher großinquisitorisch-zynischer Verderber der Spiele von Erlösern einerseits, von Verkäufern antidekadenter Vitalspritzen andererseits. Seine Position: Die wirkliche Feindschaft einer unausrottbar sündhaften Welt, der verewigte Kat-Echon.

Helge Høibraaten ist Professor emeritus an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens in Trondheim. Von 2004 bis 2009 war er Henrik Steffens-Gastprofessor am Nordeuropainstitut der Humboldt-Universität zu Berlin. Publikationen u.a.: „Carl Schmitt, Henrik Ibsen und die politische Theologie. Die Kronprä-tendenten, Kaiser und Galiläer und die Lehre vom dritten Reich”, in: Richard Faber, Helge Høibraaten (Hrsg.): Henrik Ibsens „Kaiser und Galiläer: Quellen – Interpretationen – Rezeptionen, Würzburg 2011; „Dialektik der Aufklärung in Bayreuth: Wagners Ring im Lichte der Dialektik der Aufklärung“, in: Gunzelin Schmid Noerr, Eva-Maria Ziege (Hrsg.): Zur Kritik der regressiven Vernunft. Beiträge zur „Dialektik der Aufklärung“, Wiesbaden 2019; „Religion, Metaphysik, Freiheit“, in: Hauke Brunkhorst, Regina Kreide, Cristina Lafont (Hrsg.), Habermas-Handbuch, Stuttgart 2009; „Secular Society: An Attempt at Inititation“, in: Kari Vogt, Tore Lindholm (eds.): Islamic Law Reform and Human Rights. Oslo 1993; „Herders Entdeckung des Nordens – Sedlmayrs „Verlust der Mitte“, in: Detlef Altenburg, Lothar Ehrlich, Jürgen John (Hrsg.): Im Herzen Europas. Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen. Köln/Weimar/Wien 2008.