Vortrag
Freitag, 21.11.2014, 18h

Reinhart Meyer-Kalkus

Friedrich II. als Leser von Lukrez

Immer wieder hat sich der preußische König auf Lukrez’ De rerum natura als seine Trost- und philosophische Erkenntnisschrift bezogen. In seinen Versen hat er Motive aus dem römischen Lehrgedicht variierend aufgenommen. Für hellsichtige Zeitgenossen wie Mendelssohn, Lessing u. a. war unzweideutig, dass er ein Anhänger des philosophischen Epikureismus war. Der um ihn gescharte Kreis von europäischen Philosophen in Potsdam (La Mettrie, Voltaire, Algarotti, Maupertius) erschien wie eine Enklave des religionsfeindlichen Materialismus inmitten einer Aufklärung, die von der Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben ausging. In den Schriften deutscher Aufklärer von Mendelssohn bis Schiller ist von Epikureismus auch nur in abschätzigem Sinne die Rede, sein Sitz im Leben durfte allerdings nicht genannt werden: Friedrichs Tafelrunde von Sans-Souci.

Reinhart Meyer-Kalkus studierte Philosophie und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte 1981 an der Georg-August-Universität Göttingen. 1996 wurde er an der Universität Potsdam im Fach Deutsche Philologie habilitiert. Von 1992–98 war er Stellvertretender Sekretär am Wissenschaftskolleg zu Berlin, seit 1999 ist er dort Wissenschaftlicher Koordinator. Seit 2004 ist er zudem Außerplanmäßiger Professor an der Universität Potsdam. Ausgewählte Publikationen: Wollust und Grausamkeit. Affektenlehre und Affektdarstellung in Lohensteins Dramatik am Beispiel von »Agrippina« (1986); Die akademische Mobilität zwischen Deutschland und Frankreich (1925–1992) (1994); Stimme und Sprechkünste im 20. Jahrhundert (2001); 25 Jahre Wissenschaftskolleg zu Berlin (Hg. mit Dieter Grimm); Inszenierung als Beruf. Der Fall Guttenberg (Hg. mit Oliver Lepsius 2011).