Vortrag
Mittwoch, 25.5.2016, 19h

Alexandra Senfft

Autorin, Hamburg

Der lange Schatten der Täter

Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Susan Neiman, Potsdam

Das Schweigen der Täter, unbearbeitete NS-Verbrechen und Traumatisierungen durch den Zweiten Weltkrieg wirken kaum bemerkt bis heute nach. Still prägen sie als vererbtes Leid das Leben vieler Menschen, beschädigen Biografien und Beziehungen. Alexandra Senffts neues Buch ist eine Reise durch das Erinnern. Eingebettet in die aktuelle Forschung erzählt sie, wie das Schweigen zur Last wird. Dabei fragt sie: Weshalb wurden Täter in Opfer verkehrt, welche Rollen spielen Schuld und Scham – und gibt es so etwas wie Gerechtigkeit? Sie zeigt den Nachkommen der Kriegsgeneration Wege, sich auf heilsame Weise mit ihrem Erbe auseinanderzusetzen – und macht das Erinnern in der Gegenwart zu einem Auftrag für die Zukunft.

Alexandra Senfft studierte zunächst Islamwissenschaft und war dann Nahostreferentin der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag, UNO-Beobachterin in der Westbank und bis 1991 UNO-Pressesprecherin im Gazastreifen. Sie war TV-Reporterin und Redakteurin und schreibt seit 1991 für namhafte Zeitungen und politische Zeitschriften. 2006-2008 assistierte sie dem israelischen Psychologen Dan Bar-On im Dialog-Trainingsprogramm »Storytelling in Conflict« der Körber-Stiftung. Von ihm lernte sie den biographischen Ansatz zur Konfliktlösung. Ausgewählte Publikationen: Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte (2008); Fremder Feind, so nah. Begegnungen mit Palästinensern und Israelis (2009); Der lange Schatten der Täter. Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte (2016).