Vortrag
Dienstag, 20.5.2025, 19:00h

Tomer Dotan-Dreyfus

Autor, Berlin

Birobidschan

Lesung und Gespräch mit Franziska Bomski (Potsdam)

Auch im Live-Stream via Zoom (hier registrieren)

Sibirien, 1908. Ein Knall erschüttert den sibirischen Wald Tunguska. Zwei Jahrzehnte später plant Stalin eine jüdisch-sozialistische Autonomie an der Grenze zu China: Birobidschan. Was als stalinistisches Experiment der 1930er Jahre scheitert, wird in Tomer Dotan-Dreyfus’ Debütroman zum Dreh- und Angelpunkt einer funkensprühenden Erzählung. Eigenwillig und voller Sprachwitz, angesiedelt zwischen Science Fiction und Utopie, stellt sie der historischen Wirklichkeit einen literarischen Entwurf entgegen, der Weltgeschichte und individuelle Schicksale eindringlich miteinander verwebt. Birobidschan erzählt die so unwahrscheinliche wie charmante Geschichte eines jüdisch-sozialistischen Schtetls, in dessen vermeintlich idyllischer Gemeinschaft Hoffnungen und Verluste einander immer wieder aufs Neue ablösen und durchdringen. Der Roman wurde 2023 in die Longlist des Deutschen Buchpreises aufgenommen.

Tomer Dotan-Dreyfus ist in Haifa, Israel, aufgewachsen, seit 2011 lebt er als Autor und Übersetzer in Berlin. In der Süddeutschen Zeitung, der taz und der Berliner Zeitung äußert er sich zu Israel und Palästina sowie zum Antisemitismus in Deutschland. Neben seinem Debütroman Birobidschan (2023) schreibt er Gedichte auf Deutsch und Hebräisch und unternahm in Meine Forschung zum O (2022) einen Versuch, eine literaturwissenschaftliche Theorie des Buchstabens O zu realisieren. Derzeit arbeitet er an einem autotheoretischen Buch zum Gefühl des Einheimisch-Seins aus israelischer Perspektive, das im Herbst 2025 unter dem Titel Keinheimisch erscheinen wird.