Workshop
Freitag, 26.6.2009, 10h – 18h

Old and New Europe Revisited

Vor sechs Jahren plädierten Jürgen Habermas, Jacques Derrida und eine Reihe anderer Intellektueller für eine gemeinsame europäische Außenpolitik. Mit ihrem Aufruf reagierten die Philosophen auf die politischen Gräben, die sich im Vorfeld des Irak-Krieges zwischen den EU-Mitgliedern aufgetan hatten. In der US-amerikanischen Administration pflegte man zu dieser Zeit zwischen „Old Europe“ und „New Europe“ zu unterscheiden – zwischen denen, die den Krieg ablehnten, und denen, die bereit waren, die von den USA angeführte Koalition zu unterstützen. Diese Unterscheidung war zwar polarisierend, offenbarte aber reale Meinungs-unterschiede, die während des Kalten Krieges entstanden waren. Die heftige öffentliche Debatte, die von der Habermas-Derrida Initiative angestoßen wurde, ging im Wesentlichen um die Frage, ob und wie diese Unterschiede überwunden werden könnten.
Heute sieht die politische Lage gänzlich anders aus: Ein neuer US-Präsident ist im Amt, eine Wirtschaftskrise bedroht die Welt, und der Irak-Krieg wird in Europa weithin als humanitäres und strategisches Desaster betrachtet. Doch die Frage nach der politischen Einigung Europas bleibt weiterhin offen.
Mit dem Workshop „Old and New Europe Revisited“ soll die Diskussion wieder aufgegriffen werden: Wie gespalten sind die Länder Europas tatsächlich — sowohl untereinander als auch gegenüber den Vereinigten Staaten? Beruhen die Meinungsverschiedenheiten auf historisch bedingten Sichtweisen oder auf realpolitischen Überlegungen? Gibt es, wie Habermas meinte, Werte, die eine gemeinsame europäische Identität stiften können? Werte, wie die Trennung von Religion und Staat, ein größeres Vertrauen in die Politik als in die Marktwirtschaft, die soziale Gerechtigkeit, eine starke Beachtung der Menschenrechte? Was für Chancen bietet die Obama-Regierung für eine Schlichtung?

Konzeption: Susan Neiman, Potsdam
Teilnehmer: Vladimír Handl, Prag; Adam Krzemiński, Warschau; Dominique Moïsi, Paris; Diana Pinto, Paris; Pierre Schori, Madrid; Karsten D. Voigt, Berlin

Veranstaltung in englischer Sprache