Vortrag
Freitag, 10.12.2021, 15:30h

Eckart Goebel

Tübingen

Die Einsamkeit der Ambition. Alexis de Tocqueville über den Ehrgeiz in einer Gesellschaft der Gleichen

(The Loneliness of Ambition: Alexis de Tocqueville on Ambition in a Society of Equals)

Der Vortrag erörtert einleitend einige Aspekte des Zusammenhangs zwischen Ehrgeiz und Einsamkeit, wie ihn etwa die sprichwörtliche »loneliness on the top« oder aber die Notwendigkeit einer Verheimlichung von Ambitionen aus Scham vor möglicher Blamage sichtbar werden lassen. Der zweite Teil diskutiert dann Alexis de Tocquevilles aus dem Studium der jungen USA gewonnene Thesen zur modernen »Gesellschaft der Gleichen«, die eine Konkurrenz aller mit allen lanciert und die Subjekte immer tiefer in die Einsamkeit einschließt. Seine stupende Analyse bringt Tocqueville in eine überraschende Nähe zu Friedrich Engels, der in seiner Untersuchung zur Lage der arbeitenden Klasse in England die These formulierte, dass erst die Aufhebung der Konkurrenzgesellschaft den Weg zur Überwindung moderner Einsamkeit bahnen könnte.


Eckart Goebel
studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Freien Universität Berlin und in Oxford. 1995 wurde er an der Freien Universität mit einer Arbeit über die späte Weimarer Republik promoviert (Konstellation und Existenz. Kritik der Geschichte um 1930: Studien zu Heidegger, Benjamin, Jahnn und Musil, 1996). Von 1996 bis 2005 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literaturforschung, Berlin. 2001 Habilitation mit einer Arbeit, die als Der engagierte Solitär. Die Gewinnung des Begriffs Einsamkeit aus der Phänomenologie der Liebe im Frühwerk Jean-Paul Sartres publiziert wurde. Von 2005 bis 2015 war er Professor am German Department der New York University, 2013 bis 2014 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seit 2015 ist er Professor für Deutsche Philologie/Komparatistik an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Zu seinen neueren Publikationen gehören Ehrgeiz. Dynamiken zweckrationaler Passion (2020); Esmeralda. Deutsch-französische Verhältnisse in Thomas Manns »Doktor Faustus« (2015); Jenseits des Unbehagens. ›Sublimierung‹ von Goethe bis Lacan (2009) und Charis und Charisma. Grazie und Gewalt von Winckelmann bis Heidegger (2006).
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