Nikola Tietze
Zinedine Zidane. Das Spiel mit den Zugehörigkeiten
Die schillernde Figur des Fußballstars Zinedine Zidane stellt ganz unterschiedliche Angebote bereit, Zugehörigkeit zu konstruieren. Aus diesen lassen sich verschiedene Prinzipien ableiten, mit denen Nachkommen von Einwanderern in Deutschland und Frankreich Gemeinschaft begründen. In ihren Zugehörigkeitskonstruktionen bringen sie implizit Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck – eine Kritik, die je nach Art und Weise der Vorstellung von den Gemeinsamkeiten anders ausfällt und die jeweils einen anderen Zidane ins Spiel schickt. Neben den Zidane-Figuren, die im Match der subnationalen und transnationalen Gemeinschafsprojekte zur Geltung kommen, kristallisieren sich in der Gestalt des Fußballers der französischen Nationalmannschaft auch Konflikte über die Definition nationaler Identität. Das Spiel der multiplen Zugehörigkeiten bleibt am Ende unberechenbar – nicht nur, weil eine reiche Palette von Spielzügen es prägt, sondern auch, weil Individuen es spielen, die zwischen verschiedenen Legitimationsangeboten für das gesellschaftliche Zusammenleben ständig neu auswählen.
Nikola Tietze studierte Soziologie an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales und der Universität Marburg. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Nation und Gesellschaft“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung und chercheure associée am CADIS/EHESS in Paris. Ihre Studie Islamische Identitäten. Formen muslimischer Religiosität junger Männer in Deutschland und Frankreich (2001) wurde mit dem Norbert Elias-Preis 2003 ausgezeichnet.