Vortrag
Mittwoch, 17.7.2002, 20:00h

Ruth Beckermann

Filmemacherin, Wien

Wieviel Identität braucht der Mensch?

Einladung zur Filmvorführung und anschließendem Vortrag von
Ruth Beckermann
Filmemacherin, Wien

Die papierene Brücke

“Ich wollte nicht den wenigen Spuren meiner Familiengeschichte nachgehen, sondern herausfinden, wie sich die erwiesenen und erzählten Geschichten mit meinen eigenen Erlebnissen und Gefühlen vermischen.” (Ruth Beckermann)

Ein dokumentarischer Filmessay, der sich sehr persönlich mit jüdischer Gegenwart und Vergangenheit auseinandersetzt. Stationen dieser Reise auf der Suche nach der eigenen Identität sind die Bukowina, Israel, Theresienstadt und das heimatliche Wien, in dem anlässlich der Wahl Kurt Waldheims zum Präsidenten der österreichische Antisemitismus wieder einmal öffentlich bekannt wurde.

Deutschland/Österreich 1987. Regie: Ruth Beckermann, Drehbuch: Ruth Beckermann, Kamera: Nurith Aviv, Schnitt: Gertraud Luschützky, Musik: Arvo Pärt, Produktion: Schlappenhut, Darsteller: Rabbi Wassermann, Herbert Gropper, Salo Beckermann, Robert Schindel, Bronja Svierski, Menachem Golan, Betty Beckermann

Ermäßigte Kinokarten zu 1 Euro sind vor der Filmvorführung im Einstein Forum erhältlich.

Mittwoch, 17. Juli 2002
18 Uhr
Filmmuseum
Schloßstraße 1
14467 Potsdam

anschließend

Ruth Beckermann
Filmemacherin, Wien

Wieviel Identität braucht der Mensch?

Der Film Die papierene Brücke entstand vor 25 Jahren – zu einer Zeit, als die sogenannte zweite Generation in Deutschland und Österreich lebender Juden mit Büchern und Filmen über Fragen jüdischer Identität nach der Shoah in die Öffentlichkeit trat. Hatte Identitätssuche damals störende und verstörende Kraft, so kann man heute von einer wahren Identitätsinflation sprechen.

Diese ist keineswegs auf Juden beschränkt, doch wirken jüdische Gedächtniskultur und Restitutionsforderungen beispielgebend für andere Gruppen. Die Gefahr der Gefangenschaft in einer monolithischen Identität, einer Versteinerung der Gedenkkultur, sowie der literarischen und filmischen Formen, sind eine Folge. Ethnisierung und Sakralisierung der Identitäten bestimmen Teile der europäischen Gesellschaften. Sowohl auf Seiten der “Alteingesessenen” wie auf jener der Immigranten sucht man Zuflucht in der Gruppe, mit der man Erinnerungen teilt, während denen, die eine Identität im ursprünglichen Sinn eines Passes oder eines Ausweises fordern, diese zunehmend verweigert wird.

Moderation: Prof. Dr. Dagmar Lorenz, Chicago

Mittwoch, 17. Juli 2002
20 Uhr
Einstein Forum
Am Neuen Markt 7
14467 Potsdam

Im Rahmen des DAAD-SommerseminarsBoundaries Crossing Boundaries. Jewish Identity and Jewish Writing in German after 1980