Podiumsdiskussion
Donnerstag, 26.1.2023, 17:00h

Monika Juliane Gibas, Uwe Maximilian Korn, Astrid Lorenz, Dieter Segert

Wie weiter? Wissenschaftliche Werdegänge

Monika Juliane Gibas (Leipzig), Astrid Lorenz (Leipzig) und Dieter Segert (Wien) im Gespräch mit Uwe Maximilian Korn (Halle)

In diesem Gespräch berichten zwei Wissenschaftler:innen, deren akademischer Werdegang zu DDR-Zeiten seinen Anfang nahm, wie sich der politische Umbruch auf ihre individuellen Berufswege ausgewirkt hat: Welche Wege wurden verbaut, welche neuen Chancen eröffneten sich? Gelang die Integration in die deutsch-deutsche bzw. internationale Wissenschaftsgemeinschaft, gelang eine wissenschaftliche Karriere? Welche Alternativen zu herkömmlichen akademischen Werdegängen wurden genutzt? Wie wirkten sich die Veränderungen inhaltlich auf die eigenen Forschungen aus?
Im Austausch mit einer Vertreterin der nachfolgenden Generation, deren wissenschaftliche Sozialisation schon im vereinigten Deutschland erfolgte, soll zudem der Blick geografisch und zeitlich geweitet werden: Wie lässt sich die deutsch-deutsche Entwicklung der akademischen Personalstruktur im Vergleich mit osteuropäischen Ländern nach dem Ende der kommunistischen Gesellschaftsordnung betrachten? Wie wirken die personellen Transformationsprozesse bis heute nach? Spielt die innerdeutsche Herkunft bei Besetzungen und im Kolleg:innenkreis eine Rolle? Wie können Forschung und Politik zur Integration beitragen?
 

Monika Juliane Gibas, geb. 1951 in Lutherstadt Eisleben, schloss ihr Studium der Geschichte, der Philosophie und der politischen Ökonomie an der Karl-Marx-Universität Leipzig 1973 als Diplomhistorikerin ab. 1978 folgten die Promotion und 1990 die Habilitation mit Arbeiten zur Kommunikations- und Ideengeschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland zwischen 1919 und 1939. Forschungs- und Lehrtätigkeiten übernahm Gibas an den Universitäten Leipzig (1973 bis 1992), Jena (2001 bis 2011) und Magdeburg (2012 bis 2017, Fachbereich Geschichte und Öffentlichkeit). Sie arbeitete u.a. in den DFG-Projekten »Deutsch-deutsche Propagandageschichte« und »›Deutschlands Mitte‹ als Entwurf industrieller, technischer und naturwissenschaftlicher Eliten« mit. Sie forscht und publiziert zur deutschen Geschichte des 19./20. Jahrhunderts und ist Kuratorin mehrerer Ausstellungen zur jüdischen Geschichte in Mitteldeutschland.
 
Astrid Lorenz, geb. 1975 in Rostock, ist seit 2011 Professorin für das Politische System Deutschlands und Politik in Europa an der Universität Leipzig. Sie ist zugleich Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie (seit 2019). Lorenz studierte Politikwissenschaft (Diplom) und Osteuropastudien (Magistra Artium) an der Freien Universität Berlin. Ihre Promotion erlangte sie als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort war sie auch Juniorprofessorin und habilitierte sich 2008 zu Verfassungsänderungen in etablierten Demokratien. Motivlagen und Aushandlungsmuster. Für diese Arbeit erhielt sie den Wissenschaftspreis der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft. Seit 2022 gehört sie dem Vorstand der Forschungsstelle Transformationsgeschichte an der Universität Leipzig an. Zudem ist sie Mitglied im Leitungsteam des Forschungsprojekts »›Elitenmonitor‹: Personelle Unterrepräsentation der Ostdeutschen in zentralen Führungspositionen«.

https://www.uni-leipzig.de/personenprofil/mitarbeiter/prof-dr-astrid-lorenz
 

Dieter Segert, geboren 1952 in Salzwedel, studierte Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und an der Lomonossow-Universität Moskau. Ab 1978 war er an der Sektion marxistisch-leninistische Philosophie der HU tätig und wurde dort 1989 zum Professor berufen. Er arbeitete ab 1985 an einem Forschungsprojekt zum Vergleich der Reformen im europäischen Staatssozialismus (mit U.-J. Heuer und R. Will), ab 1988 am Forschungsprojekt »Moderner Sozialismus« (mit M. Brie und R. Land), das im Herbst 1989 in eine sich reformierende SED hineinwirkte. Ab 1988 bemühte sich Segert um eine Politikwissenschaft in der DDR. 1993 bis 1998 hatte er eine Professur für Vergleichende Politikwissenschaft (Osteuropa) an der HU sowie Gastprofessuren in Bath und Prag inne und war anschließend Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung. Von 2005 bis 2017 war er Professor für politikwissenschaftliche Osteuropastudien an der Universität Wien. Er forscht zur osteuropäischen Transformation, zur Geschichte und zum Erbe des Staatssozialismus. Publikationen in Auswahl: »Politische Kultur im Wandel? Der Populismus in Ostmitteleuropa und seine Vorgeschichte«, in: 1989 – eine Epochenzäsur? (hg. v. Martin Sabrow u.a., 2021), Transformation und politische Linke – eine ostdeutsche Perspektive (2019),Transformationen in Osteuropa im 20. Jahrhundert (2014), Das 41. Jahr. Eine andere Geschichte der DDR (2008).
 

Uwe Maximilian Korn ist Referent Evaluation bei der Kulturstiftung des Bundes.
Er studierte Germanistik und Mathematik in Leipzig und Aarhus. 2017 wurde er mit der Arbeit Von der Textkritik zur Textologie. Geschichte der Editionsphilologie bis 1970 promoviert, die 2021 erschien. Er ist Mitglied im Netzwerk »Akademische Archive«, in dem Nachwuchswissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam die Praxisgeschichte der Geisteswissenschaften erforschen.