Vortrag
Montag, 21.5.2007, 19h
Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7, 10117 Berlin

Louise Richardson

Executive Dean of the Radcliffe Institute for Advanced Study, Harvard University

What Terrorists Want. Understanding the Enemy – Containing the Threat

Gesprächsleitung: Dr. Ulrich Schneckener, Berlin

Die biblischen Zeloten, die Haschaschinen, die Anarchisten, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Großstädte heimsuchten, die antikapitalistischen Zellen der 70er und 80er Jahre, wie auch die vielen nationalen Befreiungsbewegungen weltweit – sie alle haben eines gemeinsam: Ihre gezielten Anschläge galten und gelten einem Feind, der ihnen in allen Belangen weit überlegen ist. Allerdings sind selbst die fanatischsten Terroristen nicht einfach Wahnsinnige, sondern rational handelnde politische Akteure, die ihre spezifischen langfristigen Ziele mit wohlüberlegtem taktischen Kalkül verfolgen. Gemeinsam ist den sonst so unterschiedlichen Gruppierungen auch, dass sie ihre Taten zu rechtfertigen suchen; vor sich selbst, vor ihren Anhängern, vor potentiellen Rekruten und oft auch vor der Welt.

Gewiss geht von al-Qaida und anderen islamistischen Gruppen eine große Gefahr aus. Doch zeigt eine detaillierte Untersuchung des modernen Terrorismus, dass die Anschläge in New York und Washington keineswegs eine neue Qualität des Phänomens darstellten. Neu hingegen war vielmehr die Reaktion. Ohne die Terrorerfahrungen anderer Regierungen zu nutzen und ohne die Identität, die Ziele und die Kapazitäten des neuen Feindes genau zu kennen, wurde ein globaler »War on Terror« ausgerufen. Den Feind so unbestimmt und zugleich überdimensioniert zu benennen, hat den Eindruck eines endlosen, letztlich nicht gewinnbaren Krieges geweckt. Zudem wurde auf die Herausforderung religiöser Fanatiker mit einer – nicht nur rhetorisch – stark religiös geprägten Politik geantwortet. Beides hat den Gegner enorm aufgewertet. Eben dies aber macht es islamischen Fanatikern heute so einfach, neue Rekruten für den „Glaubenskampf“ anzuheuern.

Die Terrorismusexpertin Louise Richardson analysiert Strukturen und Motive von Terrorgruppen in zeitlich und geographisch unterschiedlichen Konflikten und formuliert eine alternative Strategie zur Verfolgung des einzig wichtigen Ziels: den Terroristen die Unterstützung der Bevölkerung zu entziehen.

Veranstaltung in englischer Sprache

Gefördert durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi); unterstützt von der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin