Vortrag
Donnerstag, 7.3.2002, 19:00h

Dirk Baecker

Professor für Soziologie, Universität Witten/Herdecke

Von der Ironie der Ökonomie als Wissenschaft

Gesprächsleitung: Dr. Jürgen Kaube, Berlin

Es ist immer wieder beeindruckend, wie die ökonomische Theorie als Wissenschaft die Gesellschaft über die Unruhe zu beruhigen vermag, die von der Wirtschaft ausgeht. Ob es sich um den Treibsand der Rationalität, die prekäre Balance des Gleichgewichts, die Launen der freien Wahl oder die Unberechenbarkeit der Autonomie handelt: immer wieder ist es der Ökonomie gelungen, der Gesellschaft Gründe schmackhaft zu machen, sich auf die Wirtschaft zu verlassen, die genauer besehen eher die Alarmglocken hätten schrillen lassen müssen. Nur eines hat diese Ökonomie als Wissenschaft nie zustandegebracht: eine Theorie der Wirtschaft. Diese wäre jedoch heute, da die Ausdifferenzierung der Wirtschaft gesellschaftlich nicht mehr in Frage steht, nötiger denn je, um zu verstehen, unter welchen Druck die Wirtschaft die Gesellschaft zu setzen vermag. In Frage steht heute, in welcher Form die Wirtschaft in die Gesellschaft wiedereingebettet werden kann.

Dirk Baecker, geb. 1955, studierte Soziologie und Ökonomie an den Universitäten Köln und Paris (Dauphine). Er promovierte 1986 und habilitierte sich 1992 an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. Seit 1996 hatte er die Reinhard-Mohn-Stiftungsprofessor für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und gesellschaftlichen Wandel an der privaten Universität Witten/Herdecke inne. Seit 2000 ist er dort Professor für Soziologie. Unter seinen zahlreichen Bucheröffentlichungen: Information und Risiko in der Marktwirtschaft (1988), Womit handeln Banken? (1991), Die Form des Unternehmens (1993), Postheroisches Management (1994), Poker im Osten (1998), Organisation als System (1999), Wozu Kultur? (2000) und Wozu Systeme? (im Druck).