Lecture
Friday, May 29, 2015, 4 PM

Philipp Stoellger

Vom exemplum zum sacramentum. Die Überschreitung des Vorbildes durch das Sakramentale

Wie kann das Vorbild – auch in seiner starken Form als Vorausbild – überschritten werden. Und warum? Die Religionspraktiken (als Medienpraktiken) in christlicher Tradition machen den Unterschied von exemplum und sacramentum. Während das exemplum im Horizont des Ethos gedacht wird und letztlich des Gesetzes, prätendiert das sacramentum Realpräsenz des Kommenden im Vollzug. Welche Praktiken, welche Markierungen und welche Vollzüge inszenieren diese Differenz? Wird damit doch auch beansprucht, »das Evangelium« wirklich wirksam werden zu lassen.
Die Frage steht im Horizont medialer Anthropologie und der Figuration »heiligen Personals«. Sie wäre weiterzuführen in eine Mediologie der Heilstechniken – denen gegenüber der Protestantismus so spröde wie latent doch begehrlich scheint.

Philipp Stoellger ist Professor am Theologischen Seminar der Universität Heidelberg. Er studierte evangelische Theologie und Philosophie in Göttingen, Tübingen und Frankfurt am Main, war zunächst Oberassistent an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, dann dort Geschäftsführender Oberassistent des Instituts für Hermeneutik und von 2007 bis 2015 Professor für systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Rostock. Hier war er auch Gründer und Vorsteher des Instituts für Bildtheorie und Gründungsprecher des Graduiertenkollegs Deutungsmacht: Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Metapher und Lebenswelt. Hans Blumenbergs Metaphorologie als Lebenswelthermeneutik und ihr religions-phänomenologischer Horizont (2000); Passivität aus Passion. Zur Problemgeschichte einer categoria non grata (2010); Textwelt – Lebenswelt (Mit-Hg. 2012); Impossible Time. Past and Future in the Philosophy of Religion (Mit-Hg. 2013); An den Grenzen des Bildes. Zur visuellen Anthropologie (Mit-Hg. 2014) und Deutungsmacht. Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten (Mit-Hg. 2014).