Keir A. Lieber, Daryl G. Press
U.S. Nuclear Primacy and the Future of International Security
Die geplante Stationierung einer US-Raketenabwehr in Europa muss vor dem Hintergrund einer neuen globalen Sicherheitslage diskutiert werden. Seit dem Ende des Kalten Krieges sind nicht nur neue Nuklearmächte entstanden, sondern auch das Verhältnis der alten hat sich tiefgreifend geändert. Fast ein halbes Jahrhundert lang herrschte ein Gleichgewicht des Schreckens: Jeder nukleare Erstschlag hätte einen vernichtenden Gegenschlag provoziert. Inzwischen hat sich jedoch das Kräftegleichgewicht auch in diesem Bereich entscheidend verschoben. Das amerikanische Nukleararsenal wurde kontinuierlich modernisiert und seine Zielgenauigkeit erhöht, während das russische veraltete und die Modernisierung des chinesischen nur sehr langsam vorankommt. Damit stehen die USA heute am Rande einer nuklearen Überlegenheit, die es ihnen ermöglichen würde, das Nukleararsenal aller potentiellen Gegner mit einem Erstschlag zu zerstören. Diese Überlegenheit wird in den nächsten Jahren vermutlich noch wachsen. Warum streben die USA eine solche nukleare Vorrangstellung an? Wie werden Staaten wie Russland und China darauf reagieren? Welche Folgen wird die wachsende nukleare Überlegenheit der USA für die internationale Sicherheit haben?
Keir A. Lieber studierte Political Science u.a. an der University of Chicago und lehrt heute an der University of Notre Dame. Seine wichtigsten Veröffentlichungen umfassen War and the Engineers: The Primacy of Politics over Technology (2005) sowie – zusammen mit Daryl G. Press – die viel beachteten Aufsätze The Rise of U.S. Nuclear Primacy (Foreign Affairs, March/April 2006) und The End of MAD? The Nuclear Dimension of U.S. Primacy (International Security 30/4, 2006).
Daryl G. Press studierte Political Science u.a. am Massachusetts Institute of Technology und lehrt am Dartmouth College. Seine wichtigsten Veröffentlichungen umfassen Calculating Credibility: How Leaders Assess Military Threats (2005) und die genannten Aufsätze zusammen mit Keir A. Lieber.
Götz Neuneck ist Physiker und Leiter der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Rüstungskontrolle, Abrüstung und Risikotechnologien am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und lehrt im Masterstudiengang “Peace and Security Studies”.