Vortrag
Dienstag, 28.2.2006, 19h

Harald Welzer

Forschungsprofessor für Sozialpsychologie Kulturwissenschaftliches Institut, Essen

Tötungsarbeit –
Zur Sozialpsychologie des Massenmords

Gesprächsleitung: Dr. Hans Hermann Hertle, Potsdam

Der Vernichtungskrieg und der Holocaust benötigten, wie andere Völkermorde auch, eine Menge Menschen, die sich für das Töten von anderen entscheiden mussten. Die bis heute noch ungeklärte Frage ist, wie es möglich ist, dass Menschen zu Massenmördern werden können, die selbst noch wenige Monate zuvor selber nicht geglaubt hätten, dass sie jemals dazu in der Lage wären. Das ist die eine Frage, der man sich mit Hilfe historischer Informationen, sozialpsychologischer Theorien und eigenem Denken nähern kann. Fast noch schwieriger zu beantworten ist, wer die sehr wenigen Personen waren, die sich der Entscheidung zum Töten verweigerten, und was es ihnen ermöglicht hat, sich gegen die herrschenden Normen zu verhalten.

Harald Welzer, geb. 1958, ist Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten Herdecke und Leiter der Forschungsgruppe Erinnerung und Gedächtnis am Kulturwissenschaftlichen Institut (Essen) des Wissenschaftszentrums Nordrhein Westfalen. Wichtige Publikationen: Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung (2002), “Opa war kein Nazi”. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis (2002), sowie Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden (2005).