Peter Galison
Time between Physics and Art
Die Entgrenzung unserer Welt im Laufe der letzten Jahrhunderte war nicht nur eine räumliche, sondern auch eine zeitliche, denn die Zeit ist nichts ein für allemal Feststehendes, unser Verständnis von ihr hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt und tut es immer noch. So hatten bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts alle Orte – Länder, aber oft auch einzelne Städte oder sogar Dörfer – ihre eigene Zeit, die dann unter Druck der ökonomischen und politischen Vereinheitlichung und mithilfe neuer Medien standardisiert worden sind. Aber auch wissenschaftliche Zeitkonzepte haben sich gewandelt. Albert Einstein stieß mit seiner radikalen Idee, die die Vorstellung eines »überallhörbaren Tik-Tak« zugunsten von Zeiten, die nicht Zeit sind, außer Kraft setzte, auf erbitterten Widerstand. Aber auch heute entstehen wieder völlig neue Konzepte der Zeit – die Zeit wird mit Informationen gekreuzt, sie wird am Rand Schwarzer Löcher herausgefordert, viele Stringtheoretiker halten sie sogar für eine pure Illusion.
Diese Entgrenzungen und Veränderungen ist das Thema von „Die Ablehnung der Zeit“, ein Projekt, das William Kentridge gemeinsam mit dem Wissenschaftshistoriker, Physiker, Autor und Filmemacher Peter Galison für die documenta (13) entwickelt hat. Entgrenzung ist hier nicht nur in Form von Zeichnungen und Texten, Musik und Bewegung bis hin zu Filmen und Konzepten Gegenstand, sondern auch Praxis der Kunst.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Akademie der Künste, Berlin, im Rahmen der Vortragsreihe “Art Unlimited”