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The Rest is Silence. On Mathematics and Critical Theory


Onlineveranstaltung
Donnerstag, 10.6.2021, 19:00h

Matthew Handelman

Associate Professor of German, Michigan State University, East Lansing

The Rest is Silence. On Mathematics and Critical Theory

Gesprächsleitung: Nina Engelhardt, Köln

Online via Zoom
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Die Mathematik birgt ein bislang unerschlossenes Potenzial für das Verständnis der Kritischen Theorie. Seitdem Max Horkheimer und Theodor W. Adorno das kritische Projekt in den 1930er-Jahren erstmals entwarfen, hat sich die kritische Theorie strikt gegen die Mathematisierung des Denkens gestellt. Die Mathematik verflache das Denken zu einem gefährlichen Positivismus, der die Vernunft in die Barbarei des Zweiten Weltkriegs habe münden lassen. Eine genauere Betrachtung des Personenkreises um die Frankfurter Schule, zu dem etwa der Journalist, Kulturkritiker und spätere Filmtheoretiker Siegfried Kracauer gehörte, widerspricht jedoch diesem Narrativ und macht deutlich, dass die Mathematik eine Inspirationsquelle für frühere Versionen der kritischen Theorie darstellte. Kracauer fand in der Mathematik, insbesondere in der Geometrie, Metaphern, derer er sich in der Auseinandersetzung mit den Krisen der Moderne in der Weimarer Republik bedienen konnte. Kracauers Verbindung von Mathematik und Kulturkritik eröffnet einen umfänglicheren Blick auf das kritische Projekt, der auch Perspektiven für Haltungen in unserer zunehmend digitalen und von der Mathematik bestimmten Gegenwart eröffnet.

Matthew Handelman ist Associate Professor für Germanistik und Mitglied der Kernfakultät Digital Humanities an der Michigan State University. Seine Forschungsinteressen umfassen die deutsch-jüdische Literatur und Philosophie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, die Beziehungen von Naturwissenschaft, Mathematik und Kultur im deutschsprachigen Raum sowie die Digital Humanities und die Technologiegeschichte. Sein erstes Buch The Mathematical Imagination: On the Origins and Promise of Critical Theory erschien 2019 bei der Fordham University Press. Derzeit arbeitet er an einem neuen Projekt, das sich mit Konzeption und Praxis der Kulturpolitik in der späten Weimarer Republik beschäftigt.

Nina Engelhardt vertritt derzeit eine Professur am Englischen Seminar der Universität zu Köln. 2012 wurde sie an der University of Edinburgh im Fach Englische Literatur promoviert. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt im Bereich der Beziehungen zwischen Literatur und Wissenschaft, insbesondere der Mathematik.

Veranstaltung in englischer Sprache