Franco Moretti
Quantitative Data, Formal Analysis. Reflections on 7000 Titles (British Novels, 1740–1850)
Da wir bislang noch nicht über ein vollständiges virtuelles Literaturarchiv verfügen, kann uns die Untersuchung von Buchtiteln vielleicht am besten Aufschluss über kulturelle Transformationsprozesse geben. Sie gestattet einen Blick auf das gesamte literarische Feld – und nicht nur auf das eine Prozent, das vom Kanon erfasst ist. In dem Vortrag werden die Veränderungen von Romantiteln für den Zeitraum von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfasst. An einem bestimmten Typ von Titeln, der um 1800 entstanden ist, lässt sich ein tiefgreifender Wandel des Erwartungshorizonts der Leser ablesen. Am Ende des Vortrags steht der bescheidene Versuch einer quantitativen Stilistik.
Franco Moretti lehrt seit 2000 Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: Signs Taken for Wonders (1983), The Way of the World (1987), Modern Epic (1995), Atlas of the European Novel 1800–1900 (1998; dt. Atlas des europäischen Romans, 1999) sowie die Studie Graphs, Maps, Trees (2005), die auf Deutsch unter dem Titel Kurven, Karten, Bäume. Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte vor kurzem im Suhrkamp Verlag erschienen ist. 1999/2000 war Moretti Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin