Vortrag
Donnerstag, 16.5.2019, 19:00h

Bálint Magyar

Senior Core Fellow, Institute for Advanced Study, Central European University, Budapest

Post-Communist Autocracies. Kaczyński’s Poland and Orbán’s Hungary

Moderator: Dr Endre Borbáth, Berlin

Im Ergebnis der polnischen Wahlen von 2015 scheinen Ungarn und Polen sich wieder – wie so oft in ihrer Geschichte – synchron zu entwickeln. Man hat den Eindruck, als hätten wir es in beiden Ländern mit identischen Regimen zu tun. Tatsächlich ähnelt sich die autoritäre Politik von Jarosław Kaczyński (PiS) und Viktor Orbán (Fidesz): Beide tendieren dazu, autonome gesellschaftliche Kräfte und Kontrollinstanzen zu eliminieren, beide sind ideologisch ähnlich gerahmt. Doch jenseits solcher oberflächlichen Übereinstimmungen sind die autoritären Systeme, die in jedem der beiden Fälle aufgebaut werden, unterschiedlicher Art. Orbáns Regime, das als postkommunistischer Mafiastaat bezeichnet werden kann, treibt der Wunsch, Macht und Reichtum in den Händen einer Familie zu konzentrieren. Das Subjekt der Macht ist eine politische Adoptivfamilie, die frei von den Zwängen formaler Institutionen agieren will. Kaczyńskis Regime hingegen lässt sich eher als ein konservativ-autokratisches Experiment charakterisieren, motiviert sowohl durch Machtambitionen als auch durch ideologische Vorlieben.

Bálint Magyar (1952) ist Soziologe und liberaler Politiker. Nach dem Studium der Soziologie und Geschichte an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest forschte er von 1977 bis 1990 an diversen Forschungsinstituten zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Ostmitteleuropas in der Nachkriegszeit. Seit 1979 war er in der antikommunistischen Dissidentenbewegung engagiert und wurde zu einem Gründungsmitglied und Anführer der liberalen Partei Bund Freier Demokraten (SZDSZ). Zwischen 1990 und 2010 war Magyar Mitglied des ungarischen Parlaments und in den Jahren 1996-98 sowie 2002-06 Bildungsminister. Von 2008 bis 2012 war er Mitglied im Verwaltungsrat des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT). Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzforschung in Budapest. Derzeit ist er Fellow am Institute for Advanced Study der Central European University.

Dr. Endre Borbáth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Parteienkonkurrenz und Protestpolitik.

Veranstaltung in englischer Sprache