Vortrag
Freitag, 8.7.2011, 17:15h

Andor Orand Carius

Conceptual Artist; Autor und Musiker, New York, Princeton/NJ

Ost und West in einem Nest. Tagore, Einstein und die Familie Mendel

Mit ihrer Gastfreundschaft und ihrem kulturell aufgeschlossenen Haus spielte die mit Einstein befreundete Familie Mendel eine natürliche Vermittlerrolle für die Treffen zwischen Einstein und Tagore. In ihrer Villa am Wannsee sowie in Einsteins Haus in Caputh fanden inspirierte Begegnungen und Gespräche zwischen berühmten Zeitgenossen aus aller Welt statt. 1926 lernte der Dichter-Philosoph Rabindranath Tagore, der “Goethe Indiens”, die Mendels kennen und war mit seinem Sekretär und dessen Frau dort zu Gast. Bei seinem nächsten Besuch 1930 verbrachten Tagore und seine Begleiter auf ihrer Europareise zwei Mal mehrere Wochen in Mendels Villa am Wannsee. 1933 wurde die Fortsetzung dieser kosmopolitischen Kontakte jedoch jäh beendet; die Familie Mendel musste emigrieren. Viele Dokumente und Fotos über die Zeit vor dem Nationalsozialismus sind in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen. Die hier gezeigten Bilder wie auch meine Ausstellung Spuren verstreuter Kontinuität in Caputh versuchen eine recollection-reconnection dieses Lebenszusammenhanges.

Andor Carius alias Andor Orand ist Konzeptkünstler, Multimedien- und Performancekünstler, Autor und Musiker. Er wurde 1942 in Pforzheim geboren, studierte Philosophie und Soziologie in Heidelberg. Er lebt seit 1969 in Princeton und New York und ist mittlerweile amerikanischer Staatsbürger. In seinen Performances, Ausstellungen, Installationen und Multimedia Lectures widmet er sich dem Verhältnis von Kunst, Wissenschaft, Technik und der Globalisierung sowie der Dynamik zwischen wissen-schaftlich-technischer und ethnisch-traditioneller Kultur. Ausstellungen: Gemma Art Foundation, Princeton (2008); Ramapo College, NJ (2006); Experimental Intermedia, New York (2005), DAI Heidelberg (2004); Biennale Turin (2002); Galerie P 13, München (2001); Kunsthalle Düsseldorf (2000); NGBK Berlin (1999). Er dramatisierte die Tagore-Einstein Gespräche bei Tagore-Festivals in New York und New Jersey (2003) und Heidelberg (2006). Er hat die Gesprächsprotokolle der Treffen Tagores mit Einstein ins Deutsche übersetzt und Anmerkungen zu ihrem zeitgeschichtlichen Kontext verfasst (in: Das Goldene Boot, 2005).