Lecture
Tuesday, Feb 3, 2009, 7 PM

Natalie Grimm

Hamburger Institut für Sozialforschung

Nix mehr zu verlieren? Abstiegsängste und Prekarisierung

Gesprächsleitung: Dr. Martina Weyrauch, Potsdam

Seit einiger Zeit beherrscht die öffentlich wie wissenschaftlich geführte Debatte um Prekarität die Überlegungen zur Neuordnung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse. Zum einen dreht es sich hier um die Herausbildung einer neuen „Unterschicht“, zum anderen wird die Erosion und Verunsicherung der Mittelschicht durch Veränderungen in der Arbeitswelt und die Neujustierung wohlfahrtstaatlicher Sicherung prognostiziert. Die wohlfahrtsstaatlich jahrzehntelang privilegierten und statusbewussten Mittelschichten plagen nun Abstiegsängste und Statussorgen, denn sie haben nach einhelliger Meinung viel zu verlieren: ihre berufliche Position, ihr kreditfinanziertes Eigenheim, den Klassenerhalt etc.
Doch was ist mit denen, die derzeit unter Kategorien wie „abgehängtes Prekariat“ oder der „neuen Unterschicht“ abgehandelt werden? Haben diese Personen wirklich nichts mehr zu verlieren, da sie ganz unten angelangt sind oder schon immer dort waren? Wer verbirgt sich überhaupt hinter dieser Gruppe? Und lässt sich eine solche „Unterschicht“ wirklich klar von anderen Schichten abtrennen oder verschwimmen hier die Grenzen nicht zusehens?
Diesen Fragen und dem Aspekt der Statussorgen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen geht der Vortrag anhand von empirischen Material aus einer qualitativen Paneluntersuchung nach.

Dipl. Sozw. Natalie Grimm studierte Soziologie, VWL, Publizistik, und Völkerrecht an der Georg-August-Universität Göttingen und war dort bis 2006 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Soziologischen Forschungsinstitut tätig. Seit zwei Jahren ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung und bearbeitet dort derzeit ein qualitatives Forschungsprojekt zu prekarisierten Erwerbsbiographien (Promotion zum gleichen Thema ist in Arbeit). Arbeitsschwerpunkte: Arbeitsmarktforschung, prekäre Erwerbsbiographien, SGB II-Forschung, soziologische Biographieforschung, Ungleichheitsforschung.