Dr. Carolin Emcke
Lügen in Zeiten des Terrors. Der Verfall des Politischen und der Mythos der Säkularisierung
Wie hat unsere Kultur unter dem Eindruck der terroristischen Anschläge der jüngsten Zeit sowie des Kriegs gegen den Terror reagiert? Man könnte meinen, dass sich in letzter Zeit einige der unserer Kultur immanenten Widersprüche besonders eindringlich herauskristallisiert haben. Es zeichnen sich dabei zwei Entwicklungen sehr deutlich ab: Einerseits hat sich der Begriff des Politischen unter dem Schatten eines ins Unendliche verlängerten Ausnahmezustands zunehmend auf eine Freund – Feind Unterscheidung reduziert, die an Carl Schmitts politische Theologie erinnert. Andererseits gibt es uneingestandene Ambivalenzen im Kern unserer eigenen Moderne: Restbestände des Religiösen, die unter dem Mythos der Säkularisierung verdeckt sind. Diese Widersprüche brechen in Zeiten des Terrors erneut auf und führen unsere Kultur in eine Krise. Können diese Gegensätze gelöst werden?
Carolin Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und Harvard. Seit 1998 ist sie Redakteurin beim »Spiegel«, und als Auslandsredakteurin in vielen Krisengebieten unterwegs. 2003 / 2004 war sie Visiting Lecturer für Politische Theorie an der Yale University. Zahlreiche Publikationen, darunter Kollektive Identitäten (2000) und jüngst Von den Kriegen. Briefe an Freunde (2004).