Vortrag
Donnerstag, 24.4.2008, 19h

Dorothee Wierling

Professorin für Geschichte, Hamburg

Lob der Uneindeutigkeit. Zeitzeugenschaft und Deutungskonflikte nach dem Ende der DDR

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Anna Schwarz, Frankfurt/Oder

Fast zwei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer ist die Geschichte der DDR noch immer ein stark umkämpftes Terrain, und dies betrifft nicht nur den Apparat staatlicher Repression, sondern gilt ebenso für die Alltagserfahrung ihrer Bürger.
Schon vor der Wende hatte Dorothee Wierling lebensgeschichtliche Interviews mit annähernd 150 Vertretern der Aufbaugeneration des sozialistischen Staates durchgeführt. Nach dem Fall der Mauer gelang es ihr, einige dieser Personen erneut zu befragen, und aus dem Vergleich der Geschichten einen einzigartigen Einblick in die politischen Rahmenbedingungen autobiographischen Erzählens zu gewinnen. Die Gegenüberstellung der beiden Deutungsmuster unterstreicht die Komplexität der Oral History und legt einen differenzierteren, sensibleren Umgang mit der DDR-Geschichte nahe.

Dorothee Wierling studierte Geschichte und Anglistik in Bochum, promovierte 1985 an der Universität Essen und habilitierte sich 2000 an der Universität Potsdam. Sie ist derzeit stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte an der Universität Hamburg. Zuvor war Dorothee Wierling Fellow an der Tel Aviv University, am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Gastprofessuren an der University of Washington, Seattle, und an der University of Michigan, Ann Arbor, sowie an der Universität Erfurt folgten. Neuere Veröffentlichungen: Geboren im Jahr Eins. Der Jahrgang 1949 in der DDR und seine historischen Erfahrungen (2002), Heimat Finden. Lebenswege von Deutschen, die aus Russland kommen (Hrsg. 2004) und Globale Waren (Hrsg. mit Angelika Epple, 2007).