Vortrag
Freitag, 27.1.2023, 11:00h

Carsten Gansel

Gießen

Literaturwissenschaft in und aus der DDR zwischen Vorwende, Wende und Nachwende. Aspekte eines Problemfeldes

Nicht erst mit der Wende des Jahres 1989 geriet die germanistische Literaturwissenschaft in und aus der DDR in eine Krise. Dies auch deshalb, weil Teilen der älteren, mittleren und jüngsten Wissenschaftsgeneration längst klar geworden war, dass sie die Vision, eine »universelle Gesellschaftswissenschaft« (Hans Kaufmann) zu sein, nicht realisiert hatten. Zudem musste eine Disziplin dort in eine Krise geraten, wo die ihre Tätigkeit fundierenden, als wissenschaftlich angenommenen Grundpositionen wie die Ideologie, in deren Rahmen sie sich bewegte, in dieser Form nicht mehr existierte. Der Beitrag wird Aspekten der Veränderung der germanistischen Literaturwissenschaft aus der DDR nach 1989 nachgehen und letztlich auch die Frage stellen, ob und wenn ja, was »geblieben« ist.

Carsten Gansel ist Professor für Neuere Deutsche Literatur und Germanistische Literatur und Mediendidaktik an der Justus-Liebig Universität Gießen. Er studierte Germanistik und Slawistik und wurde 1981 an der Pädagogischen Hochschule Güstrow promoviert. Bis 1983 absolvierte er den Grundwehrdienst. Die Habilitation folgte 1989 an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Berlin. Bis zu seinem Ruf 1995 lehrte er an den Universitäten Greifswald, Bielefeld und Frankfurt a.M. Er ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland, Sprecher der Jury zur Verleihung des Uwe-Johnson-Literaturpreises sowie Vorsitzender der Christa Wolf-Gesellschaft. Arbeitsschwerpunkte sind die deutsche Literatur vom 19. bis 21. Jahrhundert, System- und Modernisierungstheorie, kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung und Narratologie. 2017 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland für seine Verdienste um die deutsche Literatur ausgezeichnet. Die von ihm 2016 besorgten Editionen von Heinrich Gerlachs verschollenem Antikriegsroman Durchbruch bei Stalingrad (1945) sowie der Originalfassung von Hans Falladas Weltbestseller Kleiner Mann – was nun? (1932) wurden vielfach übersetzt. 2022 erschienen die Biographie Kind einer schwierigen Zeit. Otfried Preußlers frühe Jahre und eine Edition zu Hans Fallada Die RAD-Briefe aus dem besetzten Frankreich 1943, 2023 der Band Störfall Pandemie und seine grenzüberschreitenden Wir-kungen. Literatur- und kulturwissenschaftliche Aspekte (hg. mit José Fernández-Perez).
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