Boris Groys
Left Behind
Aus Anlass der Tagung Verdammte Helden – Heroism Reconsidered zeigt das Einstein Forum eine Auswahl künstlerischer und dokumentarischer Videos, die (post)heroische Motive in religiösem Kontext hinterfragen. So reflektiert der Performance-Künstler Rabih Mroué gemeinsam mit dem Historiker Elias Khoury die Entstehung des Videobekenntnisses eines libanesischen Widerstandskämpfers, der 1985 bei einem der ersten Selbstmordattentate auf die israelische Besatzung im Südlibanon ums Leben kam. Der zufällige Fund des Videomaterials zeigt, dass der Freiheitskämpfer für das Video wie ein Schauspieler in unterschiedlichen Versionen versucht hatte, sich selbst als Toten und Märtyrer darzustellen. Auch in der dokumentarischen Videocollage Shahids von Joshua Simon werden exemplarisch sechs palästinensische Selbstmordattentätervideos präsentiert, die den Moment vor der Tat festhalten und zugleich Mordbekenntnis, Abschiedsbrief und Teil einer medialen Strategie des Terrors sind. Zu sehen ist außerdem die Videodokumentation des Computerspiels Left Behind, basierend auf der gleichnamigen, bei der evangelikalen Bewegung in den USA sehr erfolgreichen Romanreihe der christlichen Autoren Jerry B. Jenkins und Tim LaHaye, in dem der apokalyptische Endkampf von Gut (Christ) und Böse (Antichrist) den Hintergrund des Spielgeschehens abgibt. Die Werke sind Teil der von Boris Groys kuratierten Ausstellung Medium Religion, die bis 2009 im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe gezeigt wurde.
Videos u.a. von Rabih Mroué, Beirut und Joshua Simon, Tel Aviv