Vortrag
Donnerstag, 13.2.2014, 19h

Mary Fulbrook

Professor of German History, University College London

Jenseits des “kollektiven Gedächtnisses”. Überlegungen zu den Folgen der NS-Verfolgung

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Frank Bösch, Potsdam

Kollektives Gedächtnis und Nationalsozialismus – ist das überhaupt ein Thema, wo es sich noch lohnt, (schon wieder) darüber nachzudenken? Gibt es auf diesem Gebiet wirklich mehr zu sagen oder etwas Neues zu erforschen? Auf der einen Seite befassen sich Historiker und Kulturwissenschaftler, angeregt von Maurice Halbwachs, Pierre Nora und anderen, mit öffentlichen Diskursen und Repräsentation. Auf der anderen Seite gibt es auch eine beträchtliche Anzahl von Arbeiten, die sich mit den Folgen und der Tradierung der Vergangenheit auf einer eher persönlichen Ebene befassen. Psychotherapeuten, Sozialpsychologen und Literaturwissenschaftler untersuchen die physischen und psychischen Konsequenzen nicht nur für diejenigen, die von den Nazis verfolgt wurden, sondern auch die Erinnerungsnarrative, dazu öfters auch die intergenerationellen Erzählungen und gemeinsamen Konstruktionen der Vergangenheit einzelner Familienmitglieder. Die Ansichten und narrativen Strategien auf der “Täter-Seite” geraten auch immer mehr in den Blick. Aber all diese Ansätze kommen nur selten zusammen. Wir sollten die Vergangenheit nicht nur als eine Frage der „Erinnerung“ oder „Repräsentation“ ansehen, sondern auch als wichtiger und integraler Teil einer späteren Gegenwart. Insbesondere sollten wir längerfristiger Resonanzen der Vergangenheit betrachten – also die Bedeutung der Vergangenheit nicht nur als eine Frage der politischen Instrumentalisierung, der verschiedenen kulturellen Repräsentationen und/oder der individuellen Erinnerungen und expliziten Familiengeschichten begreifen, sondern auch versuchen, die verschiedenen Ebenen zusammenzubringen. Mit ihrem Vortrag präsentiert Mary Fulbrook einige Ansätze und Beispiele für ein solches Vorgehen.

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam