Vortrag
Freitag, 26.10.2012, 11:30h
Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin

Valérie Carré

»Jeder Mensch ist ein Abgrund«. Werner Herzogs filmische Auseinandersetzung mit der Todesstrafe in den USA

In diesem Vortrag möchte ich mich mit den beiden neuesten Werken von Werner Herzog beschäftigen: dem Kinodokumentarfilm Into the Abyss und dem Fernsehvierteiler Death Row. Ausgehend von einzelnen Fällen zeigt Werner Herzog in diesen Dokumentarfilmen Urmuster seiner Auffassung des Menschen, aber auch des Filmemachens allgemein und insbesondere des Dokumentarfilmemachens. Denn es geht ihm nicht so sehr darum, die Wahrheit zu suchen. Im Vordergrund stehen vielmehr zwei Ziele, die je nach Film mehr oder minder betont werden: erstens, wie das Erzählen von Geschichten in jeder menschlichen Situation immer vorwiegt, und zweitens, wie der (Dokumentar-)Film in einer selbstreflexiven Wendung dazu beitragen kann, etwas über das Wesen des Menschen zu sagen. Dabei spielen die Problematik des Todes und dessen Darstellung eine Schlüsselrolle.

Valérie Carré ist Maître de Conférences an der Universität Straßburg. Sie promovierte 2005 in Straßburg und Freiburg mit einer Arbeit über Werner Herzog, die 2008 unter dem Titel La quête anthropologique de Werner Herzog erschien. Sie ist Verfasserin mehrerer Aufsätze zum deutschen Film nach 1945 (Ost und West) und Herausgeberin eines Sammelbands über Michael Haneke (erscheint im November 2012 in Frankreich). Zur Zeit arbeitet sie an einem Projekt zur Berliner Schule. Neben ihrer Forschung arbeitet sie im kulturellen Bereich (Einladungen von Filmregisseuren und Organisation von Retrospektiven).