Vortrag
Freitag, 25.4.2008, 17h

Joachim Scheiner

Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Alltägliche Wege in der Stadtregion

Alltägliche räumliche Orientierungen sind heute in starkem Maße regional geprägt. Die zurückgelegten Wegelängen sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich länger geworden, die Aktionsräume haben sich ausgedehnt, und motorisierte Verkehrsmittel, insbesondere der Pkw, haben an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig bestehen auch heute noch erhebliche Bindungen an das nähere Wohnumfeld. Diese Orientierungen in den Bereichen Beruf, Ausbildung, Versorgung und Freizeit sind sozial und räumlich stark differenziert.
Das wissenschaftliche Verständnis räumlicher Verflechtungen ist jedoch äußerst lückenhaft. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Güte von Erklärungsmodellen räumlichen Handelns im Verlauf der letzten Jahrzehnte sogar rückläufig war. Demzufolge scheinen sich Menschen zunehmend unabhängig von Positionen ihrer Lebenslage oder von den Gelegenheiten, die ihr räumliches Umfeld bietet, zu bewegen. Die jüngere Forschung reagiert darauf mit der Einführung von Konzepten wie Lebensstil, Individualisierung oder residentieller Selbstselektion in die Mobilitätsforschung. Der Beitrag präsentiert einige empirische Schlaglichter zur Thematik. Diese verweisen auf die Bedeutung von Erreichbarkeits- und Wohnstandortpräferenzen sowie von sozialen Bindungen für die Wohnstandortwahl und die alltäglichen Wegemuster.

Joachim Scheiner, geboren 1964, studierte Geographie, Statistik und Verkehrswesen in Berlin. Von 1997 bis 1999 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität, wo er im Jahr 2000 auch im Fach Geographie promovierte. 2000 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des BiP – Büro für Integrierte Planung, von 2000 bis 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund. Nach einem Auslandsaufenthalt in Pretoria, Südafrika, 2004 ist er seit 2005 wieder an der Technischen Universität Dortmund. Außerdem ist er als freiberuflicher Mobilitätsforscher tätig.