»Wie hat es unsere Mutter geschafft«, Kloster Lehnin, 2017 Silbergelatineabzug, Baryt
Vortrag
Donnerstag, 23.5.2024, 19:00h

Ich denke auch Familienbilder
Ingo Taubhorn (Berlin) im Gespräch mit der Künstlerin Linn Schröder (Berlin/Hamburg)

Linn Schröders Serie Ich denke auch Familienbilder nähert sich dem Thema „Kindheit“, indem sie Erinnerungen aus dem eigenen Familiengedächtnis nachgeht und diese in Fotografien festhält: Die Künstlerin reist mit ihren Zwillingstöchtern nach Polen und folgt den durch Erzählungen überlieferten Spuren der Flucht ihrer Schwiegermutter im Zweiten Weltkrieg, die damals ein kleines Mädchen war. So entsteht eine Verbindung aus drei Generationen, der Großmutter, der Mutter und den Töchtern.
In wiederkehrendem Rhythmus portraitiert Linn Schröder zudem eine befreundete Familie mit Zwillingen und den Nachbarsjungen. Der durch die Serialität erzeugte Erzählfluss der Kindheitsgeschichten wird dabei durch scheinbar identische Naturaufnahmen und die häufig schwarzweiße Farbgebung stillgestellt; die Fotografien werden in eine zeitlos-überpersönliche Sphäre gerückt. Aus (auto-)biografischen Momenten entstehen assoziativ-traumhafte und poetische Bilder, die individuelle Geschichten erzählen und uns gleichzeitig zum Nachdenken über unser allgemein-gemeinsames Menschsein anregen.
Die Ausstellung findet in Verbindung mit dem Workshop Konjunktur der Kindheit. Streifzüge durch die deutschsprachige Gegenwartsliteratur (Einstein Forum, 23. Mai 2024) statt.

Linn Schröder ist seit 2004 Mitglied von Ostkreuz – Agentur der Fotografen und seit 2016 Professorin für Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Ihre Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet und international ausgestellt. Ich denke auch Familienbilder ist ihre erste Monografie und erschien 2021 bei Hartmann Books.