Sabine Nessel
Herzogs Zoo. Tierdarstellungen in den neueren Dokumentarfilmen
Der Filmkritiker Uwe Nettelbeck erwähnt in einem Text zu Werner Herzogs Film Lebenszeichen (BRD 1968) eine Szene mit einem Schaf. Dabei geht es ihm um die Länge der Einstellung und um die Tatsache, dass von den Protagonisten der Szene zuletzt nur noch dieses Schaf im Bild zu sehen ist. Wir erfahren allerdings nichts über die Bedeutung dieses Tiers. Stattdessen werden die Diskurse, die das Schaf und den Film begleiten, ausgestellt. Ausgehend von Nettelbecks Textcollage, sollen im Rahmen des Vortrags ausgewählte Tierszenen aus Herzogs jüngeren Dokumentarfilmen (z.B. Grizzly Man, 2005; Encounters at the End of the World, 2007; Cave of Forgotten Dreams, 2010) befragt werden. In welchem diskursiven Zusammenhang stehen die Tierdarstellungen (Autorschaftsdiskurs, Intertextualitätsdiskurs, Originalitätsdiskurs)? Welche Verbindungen bestehen mit der Kulturgeschichte der Tierschaustellung und der Geschichte von Pionier- und Abenteurertum?
Sabine Nessel lehrt derzeit am filmwissenschaftlichen Seminar der Freien Universität Berlin. Sie wurde mit einer Arbeit über den Zusammenhang von Kino, Zoo und Moderne habilitiert. Vertretungsprofessuren und Gastdozenturen an der Freien Universität Berlin sowie an den Universitäten Wien, Basel und Minnesota. Publikationen u.a.: Kino und Ereignis. Das Kinematografische zwischen Text und Körper (2008); »Das Andere denken. Zoologie, Kinematografie und Gender«, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft, Nr. 4, 1/2011); Zoo und Kino (hg. mit Heide Schlüpmann, 2012); Der Film und das Tier. Klassifizierungen, Cinephilien und Philosophien (hg. mit Winfried Pauleit, Christine Rüffert, Karl-Heinz Schmid, Alfred Tews, 2012).