Rüdiger Zill
Herr oder Knecht? Zum Verhältnis von Begriffs- und Metaphergeschichten
Nachdem sich in den letzten Jahrzehnten eine fast unüberschaubar gewordene Zahl an Publikationen der Metapherntheorie gewidmet hat, stehen wir nun vor einem entscheidenden neuen Schritt: dem Versuch in größerem Rahmen und systematisch Metapherngeschichten zu schreiben. Dabei potenzieren sich die Schwierigkeiten, die sich beim Schreiben von Begriffsgeschichten ergeben hatten, gerade auch wenn man den kulturhistorischen Kontext mitbedenkt. Denn Metapherngeschichten müssen die begriffsgeschichtlichen Serpentinen immer mit im Blick haben, gleichzeitig sind aber von einem Begriff her auch immer verschiedene Metapherngeschichten möglich. Für philosophische Metaphern kommt hinzu, dass es ein Unterschied ist, ob der Begriff, von dem die Metapher anhebt, ein umgangssprachlicher oder selbst schon ein philosophisch transformierter ist. Einige der hieraus erwachsenen Probleme lassen sich gut an den Metaphernfeldern Grenze und Bild zeigen.
Rüdiger Zill, geb. 1958, studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie in Berlin und London. 1994 Promotion in Berlin mit der Arbeit Meßkünstler und Rossebändiger. Zur Funktion von Modellen und Metaphern in philosophischen Affekttheorien. Langjährige Tätigkeit als freier Autor für Rundfunk und Zeitungen; 1994–1997 Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Dresden. Seit 1997 Wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum, Potsdam. Ausgewählte neuere Publikationen: (Mit-Hg.) Hinter den Spiegeln. Zur Philosophie Richard Rortys 2001; (Hg.) Gestalten des Mitgefühls (Schwerpunktthema von Berliner Debatte Initial, I/II 2006); (Hg.): Ganz Anders? Philosophie zwischen akademischem Jargon und Alltagssprache, 2006. Er ist Mitherausgeber der Reihe Erbschaft unserer Zeit in der edition suhrkamp.