Irina Scherbakowa
Gefühle des Krieges, Krieg der Gefühle. Affekt und Gewalt in der Erinnerungspolitik
Auch wenn wir das Gegenteil gerne glauben möchten, sind Kriege keine Sache der Vergangenheit, sondern der Gegenwart: Sie entfalten sich vor unseren Augen hier und jetzt. Um ihre Bedeutung zu interpretieren und das von ihnen gebrachte Übel zu verstehen, greifen wir dennoch kontinuierlich auf die Erfahrungen früherer Generationen zurück und darauf, wie sie damit umgegangen sind, Opfer, Zeugen und manchmal auch willige und unwillige Täter von Kriegen zu sein. Vergangenheitsaufarbeitung bedeutet auch, die affektiven Auswirkungen von Gewalt zu verarbeiten. Welche Gefühle können in diesem Prozess entstehen? Wessen Gefühle spielen in diesem Prozess eine Rolle und warum? Können wir die Gefühle der Menschen in der Vergangenheit verstehen? Diese und verwandte Fragen diskutieren die Historikerin Irina Scherbakowa, Mitbegründerin der russischen NGO Memorial International, und Svetlana Müller, Leiterin der PANDA Platforma, einer Kulturinitiative insbesondere für Künstler und Performer aus der ehemaligen UdSSR.