Vortrag
Dienstag, 4.11.2014, 18h

Michael Custodis

Professor für Musik der Gegenwart und Systematische Musikwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Fremdheit und Nähe in der Musik nach 1900

Gesprächsleitung: Priv.-Doz. Dr. Gregor Herzfeld, Berlin

Allgemeinere Aussagen zur europäischen Musik im 20. Jahrhundert erscheinen angesichts ihrer stilistischen Ausdifferenzierung und der Aufweichung traditioneller ästhetischer Hierarchisierungen nur schwer möglich. Dabei wirft der Übergang vom bürgerlichen Bildungskanon des 19. Jahrhunderts zu den Innovationen der musikalischen Moderne viele Fragen auf. So wurde beispielsweise neue Musik durch die atonale Abstraktion für weite Publikumskreise selbst exotisch, zugleich haben sich Möglichkeiten und Grenzen des Komponierens entscheidend verändert. Nimmt man außermusikalische Kategorien zu Hilfe, öffnen sich wiederum Querperspektiven für einen größeren Überblick, der Gemeinsamkeiten und Distinktionen verschiedener Entwicklungslinien entdecken lässt. Am Beispiel von Fremdheit und Nähe soll ein solcher Versuch unternommen werden, um einigen Auswirkungen geographischer, sozialer und historischer Verschiebungen auf stilistische Veränderungen innerhalb der Musik auf die Spur zu kommen.

Michael Custodis, 2003 Promotion mit der Dissertation Die soziale Isolation der neuen Musik. Zum Musikleben in Köln nach 1945; 2008 Habilitation im Fach Musikwissenschaft an der FU Berlin mit der Arbeit Musik im Prisma der Gesellschaft. Wertungen in literarischen und ästhetischen Texten (2009). 2010 Berufung auf die Professur für Musik der Gegenwart und Systematische Musikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte u.a. zu NS-Kontinuitäten im Nachkriegsmusikleben, Konzepten von musikalischer Progressivität nach 1900 sowie Wechselwirkungen zwischen „klassischer“ und „populärer“ Musik.

Im Anschluss:

20 Uhr Konzert

Safari. Ferne Orte – fremde Tiere

 

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Kammerakademie Potsdam