Lecture
Saturday, Feb 9, 2008, 3 PM

Ulrike Pilarczyk

Privatdozentin im Fachbereich für Erziehungswissenschaften, Universität Potsdam

Fotografie als Illusion. Politische Inszenierung in der Spätphase der DDR

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Erhard Stölting, Potsdam

Politische Macht bedarf seit jeher der Inszenierung. Im 20. Jahrhundert hat sich die Fotografie zum basalen Medium politischer Inszenierung entwickelt. Während die Pressefotografie der DDR zunächst an die kämpferischen Traditionen der Arbeiterfotografie anknüpft, lässt sich im Laufe ihrer Entwicklung eine zunehmende Formalisierung und Standardisierung der Motive und Sujets beobachten – wie auch im Bereich der schriftlichen offiziellen politischen Darstellungen. Am Beispiel von Pressefotografien der zentralen staatlichen Fotoagentur der DDR, ADN-Zentralbild, zum Thema politische Erziehung in der Spätphase der DDR reflektiert der Beitrag Ambivalenzen der Akteure politischer Inszenierungen, die auf der Bildebene systematisch zum Misslingen führen. Das multiperspektivische Medium Fotografie eröffnet auf der Grundlage bildanalytischer Zugänge den Blick auf unterschiedliche Strategien des Umgangs mit den Anmutungen politischer Indoktrination und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit und provoziert eine Diskussion der Frage nach den Bedingungen, unter denen politische Inszenierungen gelingen.

Ulrike Pilarczyk war nach ihrem Studienabschluss als Diplom-Lehrerin (Universität Leipzig) von 1978 bis 1983 Lehrerin an einer allgemeinbildenden Oberschule in Berlin. 1986 Promotion an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW), Berlin mit einer erziehungshistorischen Arbeit zur Pädagogik des 19. Jh. in Deutschland; von 1986 bis 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Geschichte der Erziehung der APW und Dozentin in der Erwachsenenbildung. Bis zum Jahr 2000 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt: „Umgang mit Indoktrination. Erziehungsintentionen, -formen und -wirkungen in deutschen ‚Erziehungsstaaten’“ der Humboldt-Universität zu Berlin. 2000 Habilitation (mit U. Mietzner) mit einer Arbeit zu Das Visuelle in Bildung und Erziehung. Fotografie als Quelle in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften. 2001–2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Wandering Images – die Darstellung jüdisch/israelischer Gemeinschaftserziehung auf Fotografien aus Deutschland und Israel von 1920 bis 1970“ an der Universität Potsdam. Seit 2005 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Historische Sozialisationsforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Potsdam. Jüngste Publikation: Mit-Autorin: Das reflektierte Bild. Die seriell-ikonografische Fotoanalyse in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften (2005).