Marco Brusotti
‚Ethnologische Betrachtungsweisen’: Wittgenstein, Frazer, Sraffa
Der Vortrag handelt von Wittgensteins ‚ethnologischer Betrachtungsweise‘, dem Ökonomen Piero Sraffa, von dem er sie gelernt haben will, und von James Frazer, dem Ethnologen, mit dem sich der Philosoph hauptsächlich, wenn auch keineswegs ausschließlich, befasst hat. Wittgensteins Frazer-Lektüre ist gut dokumentiert; von seinen Gesprächen mit Sraffa wissen wir dagegen bedeutend weniger. Mein Thema ist der Zusammenhang zwischen der Auseinandersetzung mit Frazer und derjenigen mit Sraffa, und zwar in einer Zeit, in der Wittgenstein noch weit davon entfernt ist, philosophische Probleme mit ethnologischem Blick zu betrachten. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf Wittgensteins reife ‚ethnologische Betrachtungsweise‘.
Marco Brusotti. 1985 Abschluss des Studiums der Philosophie an der Universität Genua mit Auszeichnung. 1994 Promotion in Philosophie an der TU Berlin; 1995 Joachim-Tiburtius-Preis (3. Preis). Publikation der Dissertation Die Leidenschaft der Erkenntnis. Philosophie und ästhetische Lebensgestaltung bei Nietzsche von Morgenröthe bis Also sprach Zarathustra (1997); 2004 Habilitation in Philosophie an der TU Berlin mit der Habilitationsschrift Fremde Lebensformen. Sprache und Kultur in der Entwicklung von Wittgensteins Philosophie. 1994–2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kritischen Gesamtausgabe der Werke F. Nietzsches (KGW) sowie im Projekt Grundzüge interkultureller Hermeneutik und Methoden des Kulturverstehens (TU Berlin), am Frankreichzentrum der TU Berlin sowie des Projekts HyperNietzsche der Ludwig-Maximilian-Universität München. Seit 2004 Mitarbeit am Centro Interuniversitario di Studi ‚Colli Montinari‘ su Friedrich Nietzsche e la Cultura Europea. Seit 2008: Mitglied des Dozentengremiums im Graduiertenkolleg Mind Sciences und Erforschung menschlicher Beziehungen an der Università del Salento, Lecce, Italien. Seit 2010 Leiter der Forschungseinheit der Università del Salento Nietzsche und Schopenhauer. Edition und Rezeption. 2014 erscheint: Wittgenstein, Frazer und die „ethnologische Betrachtungsweise“ (Über Wittgenstein). Seit 2012: Vorsitzender der Nietzsche-Gesellschaft; Mitglied im Stiftungsrat der Friedrich-Nietzsche-Stiftung, Naumburg/S.