Vortrag
Freitag, 29.4.2011, 15:30h
Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin

Claudia Frank

„Es ist vielleicht gar nicht wahr …“. Zum Umgang mit der Wahrheit in DAS SIEBENTE SIEGEL aus psychoanalytischer Sicht

Auf die Frage, was er mit seinen Filmen beabsichtige, antwortete Ingmar Bergman in der Regel ausweichend. In der Einführung zur englischen Ausgabe seines Drehbuchs zu DET SJUNDE INSEGLET (DAS SIEBENTE SIEGEL, 1956) schrieb Bergman, er versuche die Wahrheit über die conditio humana zu erzählen, wie er sie sehe. Das scheine jeden zufrieden zu stellen, sei aber nicht ganz korrekt. „I prefer to describe what I would like my aim to be.“ Mit Hilfe eines rezeptionstheoretischen Ansatzes versuche ich in meinem Beitrag aufzuzeigen, wie Bergman in DAS SIEBENTE SIEGEL tatsächlich eine Dimension der conditio humana aufzeigt, nämlich einen möglichen Umgang (bzw. Nicht-Umgang) mit der Wahrheit nach einer Katastrophe. Der Protagonist Antonius Block dringt manifest darauf, unbedingt die Wahrheit (ob der Existenz von Gott und Teufel) wissen zu müssen. Wie er sich aber de facto der äußeren und inneren Realität nicht stellt oder stellen kann, ist ein nicht unwesentlicher Aspekt dieses ersten international erfolgreichen Films Ingmar Bergmans.

Claudia Frank, Priv.-Doz. Dr. med., Nervenärztin, Psychoanalytikerin in eigener Praxis in Stuttgart, Lehranalytikerin der DPV/IPA. 1988-2001 an der Abteilung für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Tübingen, zuletzt als Kommissarische Leiterin. Guest member der British Psychoanalytical Society. Veröffentlichungen zur Theorie, Technik und Geschichte der Psychoanalyse (u.a. eine Monographie zu Melanie Kleins ersten Kinderanalysen) sowie zur angewandten Psychoanalyse. Mit-Herausgeberin des Jahrbuchs der Psychoanalyse. Mit-Herausgeberin verschiedener Bücher zur kleinianischen Psychoanalyse.