Vortrag
Mittwoch, 19.1.2011, 19h

Daniel Morat

Dilthey-Fellow der Fritz Thyssen Stiftung, Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin

Die Metropole hören. Kulturen des Auditiven in der urbanen Moderne 1880-1930

Gesprächsleitung: Sieglinde Geisel, Berlin

Die Moderne ist vielfach als visuelles Zeitalter beschrieben worden. Zugleich gelten die Großstädte als paradigmatische Orte der Moderne, in denen sich die moderne Kultur des Visuellen am prägnantesten ausgeformt habe. Großstädte sind aber nicht nur verdichtete Bildräume, sondern auch dynamisierte Hör- und Klangräume. Ebenso wie die Sehgewohnheiten waren auch die Hörgewohnheiten und -bedingungen durch Urbanisierung, Industrialisierung und Technisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts tiefgreifenden Veränderungen unterworfen. Daniel Morat nimmt diese Tatsache zum Anlass, über die Kulturen des Auditiven in der urbanen Moderne zwischen 1880 und 1930 nachzudenken. Dabei geht es nicht nur um das Problem des großstädtischen Lärms, das um 1900 vielfach diskutiert wurde, sondern allgemein um die Bedeutung des Hörsinns im “Geistesleben” (Georg Simmel) der Großstädte.

Daniel Morat hat Geschichte, Politikwissenschaft und Publizistik in Göttingen und Princeton studiert und wurde 2006 mit einer Arbeit über Martin Heidegger und die Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger promoviert. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Seine wichtigsten Veröffentlichungen: Von der Tat zur Gelassenheit. Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger 1920-1960, Göttingen 2007; (Hg. mit Uffa Jensen), Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionen 1880-1930, München 2008; (Hg. mit Habbo Knoch), Kommunikation als Beobachtung. Medienwandel und Gesellschaftsbilder 1880-1960, München 2003.