Beat Wyss
Die Identität des Anderen. Henri Bergson, die Pariser Weltausstellung und die Anfänge der Kreolisierung Europas
1889 publiziert Henri Bergson seinen Essai sur les données immédiates de la conscience, der Kants Erkenntnistheorie einer Kritik unterzieht. Im gleichen Jahr lässt die Pariser “Exposition Universelle” die ganze Welt auf die Strecke zwischen Trocadéro und Champ de Mars zusammenschrumpfen, worin die Bewegung das Kommando übernimmt, während Raum und Zeit als abstrakte Kategorien der Messbarkeit an Bedeutung verlieren. Im Prozess der Globalisierung wird räumliche Distanz abgebaut und kulturelle Differenz freigelegt. Im Gegensatz zu einer postkolonialen Theorie, die eher statisch zwischen Tätern und Opfern unterscheidet, gilt es zu zeigen, dass sich bereits die Kultur der europäischen Kolonialstaaten einer allmählichen “Kreolisierung” unterzogen hat.
Beat Wyss, geb. 1947, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und deutsche Literatur. Er lehrte Kunstgeschichte in Zürich, Bonn, Bochum und Stuttgart, bevor er 2004 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie in Karlsruhe wurde. Gastprofessuren am Getty Center, Santa Monica, an der Cornell University und in Aarhus; Träger des Kunstpreises der Stadt Luzern. Ausgewählte Publikationen: Der Wille zur Kunst, Zur ästhetischen Mentalität der Moderne, 1996; Die Welt als T-Shirt. Zu Ästhetik und Geschichte der Medien, 1997; Vom Bild zum Kunstsystem, 2005; Die Wiederkehr des Neuen, 2007; Nach den großen Erzählungen. Postmoderne Monokulturen, Oktober 2008.