Vortrag
Dienstag, 28.11.2023, 19:00h

Claudia Gatzka

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Der politische Nationalismus und der Aufstieg Giorgia Melonis

Gesprächsleitung: Paulina Fröhlich, Berlin

Präsenzveranstaltung im Einstein Forum
Auch im Live-Stream via Zoom (hier registrieren)
 
Der Wahlsieg Giorgia Melonis in Italien markierte eine Zäsur in der Nachkriegsgeschichte Westeuropas: Alle Welt sprach von einer rechtsextremen Regierung. Im italienischen Alltag jedoch sind die durchschlagenden Folgen des Führungswechsels für das Gros der Bürgerinnen und Bürger ausgeblieben. Fährt Giorgia Meloni bislang einen legalistischen Kurs und wartet nur auf ihre Chance, wahrhaftig „rechtsextreme“ Politik zu machen? Oder erweist sich der „Rechtsextremismus“ in der Praxis nicht als das, was seine Gegner mit ihm verbinden – und würde dies auch nicht im Falle eines Wahlsiegs der AfD tun? Der Schlüssel zu diesen Fragen liegt darin, Rechtsextremismus als politischen Nationalismus zu begreifen und danach zu fragen, wie sehr die damit verbundenen Ideen bereits vor dem Aufstieg neuer rechter Parteien in der Politik der liberalen Demokratien integriert waren. Dadurch lässt sich nicht nur besser erklären, wie es zum Aufstieg rechter Politikerinnen und Politiker in Italien, Deutschland oder Frankreich kommen konnte. Es wird auch deutlich, wie wenig überraschend letztlich nicht nur der Aufstieg dieser Personen in liberalen Demokratien ist, sondern auch inhaltliche Verschiebungen nach rechts, wie wir sie aktuell wieder in der Asyldebatte erleben.


Claudia Gatzka
studierte Geschichts- und Politikwissenschaften sowie Europäische Ethnologie in Berlin und Bologna und wurde 2016 an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Seit 2015 ist Gatzka als wissenschaftliche Mitarbeiterin, seit 2020 als Akademische Rätin an der Professur für Neuere und Neueste Geschichte beim Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Seit 2020 ist sie Visiting Fellow am Berliner Think Tank Progressives Zentrum. Seit 2020 leitet sie das Forschungsprojekt „Verborgene Stimmen der Demokratie. Politische Repräsentationen des ‚Volkes‘ in der Bundesrepublik, 1945–2000“. Seit 2022 schreibt sie die Geschichtskolumne im Merkur und ist Mitherausgeberin des Archivs für Sozialgeschichte.