Vortrag
Montag, 9.5.2011, 19h

Carlo Strenger

Professor of Psychology, Tel Aviv University

Der Kampf der Monotheismen. Israel, Ägypten und der unfriedliche Nahe Osten

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Susan Neiman, Potsdam

Der Nahe Osten kommt nicht zur Ruhe – nicht zuletzt, weil Jerusalem das Epizentrum der drei abrahamitischen Religionen ist. Denn sowohl das Judentum als auch das Christentum und der Islam erheben jeweils Anspruch auf exklusive Wahrheit. Welche menschlichen Bedürfnisse drücken sich aber in Weltanschauungen aus, die sich auf eine absolute Autorität berufen? Was sind die psychologischen und anthropologischen Grundlagen der Sehnsucht nach absoluten Sinnsystemen?
Die moderne Existentialpsychologie gibt auf diese Fragen experimentell erforschte und begründete Antworten. Menschen sind oft bereit, ihr Leben für das Versprechen der Unsterblichkeit zu opfern, wie schon der Mythos der Opferung Isaaks zeigt. Was muss geschehen, damit der Nahe Osten aus der Dynamik von absoluten Ansprüchen in ein Zeitalter politischer Pragmatik wachsen kann?

Carlo Strenger, Philosoph und Psychoanalytiker, ist Leiter des Programms Klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv. Zu seinen jüngeren englischsprachigen Monographien zählen The Fear of Insignificance: Searching for Meaning in the Twenty-First Century (2011), The Designed Self (2004) und The Quest for Voice in Contemporary Psychoanalysis (2002). Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur psychoanalytischen Theorie und Praxis hat er auch historische und soziologische Fragestellungen behandelt. Außerdem schreibt er als Kolumnist für Haaretz, der führenden liberalen Zeitung Israels.