Lecture
Friday, Jan 26, 2007, 5:45 PM

Heinz-Hermann Peitz

Referent für Naturwissenschaften und Theologie, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Der diskursive und gesellschaftliche Kontext der Diskussion um ID in den USA und in Europa

(Panel II Statement III)

Der unter dem Titel Finding Design in Nature veröffentlichte Kommentar zum Darwinismus von Christoph Kardinal Schönborn hat in einer ersten Welle kontroverse Reaktionen ausgelöst. In einer zweiten Konfliktwelle kam es anlässlich der Intelligent-Design-Vorwürfe, denen sich Gießener Schulen ausgesetzt sahen, zwischen dem Verein deutscher Biologen, dem hessischen Kultusministerium, Pädagogen und Theologen zu heftigen Auseinandersetzungen. Da beide Debatten in den Medien öffentlich dokumentiert sind, kann im Detail gezeigt werden, dass und wo es zu Missverständnissen und Grenzüberschreitungen kommt, die für die Konflikte verantwortlich sind. Diese Konfliktanalyse könnte zu einer Dialogverbesserung führen.
Dabei sollten Theologie und Kirche folgende Aufgaben wahrnehmen:
1. Verteidigung des Pluralismus: Gegen Totalitarismus geht es um ein Wachhalten der Mehrdimensionalität der Wirklichkeit. Daraus folgt:
2. Abwehr von Übergriffen – sowohl von seiten der Theologie (z.B. theologisches Ausnutzen momentaner naturwissenschaftlicher Erklärungslücken) als auch von seiten der Naturwissenschaft (z.B. Bestreitung der Bedeutsamkeit des theologischen Diskurses)
3. Aufwertung der Bedeutungs- und Sinndimension
4. Öffentliche Stärkung eines modernen Gottesbildes (z.B. gegenüber Deismus) und einer modernen Schöpfungstheologie (z.B. Win-win-Relation statt Win-lose-Relation).
5. Keine natürliche Theologie (die glaubt, Gott aus der Natur ableiten zu können), wohl aber eine Theologie der Natur (die das, was Naturwissenschaftler herausfinden, einbezieht und im Licht des Glaubens deutet).

Heinz-Hermann Peitz, geboren 1958 in Essen; Studium der Biologie und Theologie an der Ruhr-Universität Bochum; Assistent bei Prof. Dr. H. J. Pottmeyer am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie, Katholisch-Theologische Abteilung der Ruhr-Universität Bochum; Promotion in Theologie, Schwerpunkt Fundamentaltheologie; Verleihung des Wilhelm-Hollenberg-Preises (1996) und des Karl-Rahner-Preises (1998) für die Dissertation zum Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie; seit 1993 an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zuständig für das Referat Naturwissenschaft – Theologie. Wichtigste Veröffentlichungen zum Thema: „Evolutive Weltanschauungen und Theologie“, in: Katechetische Blätter (114) 1989, 320–331; zus. mit Hans-Dieter Mutschler: Die Welt als Gleichnis oder Gleichung? Galileis Programm und die Sinnfrage (1997); Kriterien des Dialogs zwischen Naturwissenschaft und Theologie: Anregungen aus dem Werk Karl Rahners (1998).