Vortrag
Samstag, 23.1.2016, 13:30h

Susanne Beck, Manfred Hild

“Das Wesen der Intelligenz ist, dass sie sich nicht dominieren lässt.”

Ein Gespräch zwischen Susanne Beck, Hannover, und Manfred Hild, Berlin Moderation: Gerlinde Waz

Während Marcin Grzegorzek betont, dass die nahe Zukunft nicht den humanoiden Robotern gehören wird, sondern lernfähigen Algorithmen zur Auswertung von Sensordaten, die Robotik insgesamt aber ein längeres, selbstbestimmtes Leben ermöglicht, weist Manfred Hild darauf hin, dass der Wunsch nach Robotern als Dienern der Tatsache widerspricht, dass schon alltägliche Handlungen bereits viel Intelligenz benötigen. Und diese Intelligenz kommt auch bei Robotern nicht über Nacht, sondern muss erlernt werden. Ihre „Erziehung“ ist also – ganz wie bei Kindern – die Methode der Wahl.
Aus einem möglichen Missbrauch dieser Technologie erwächst allerdings eine Reihe von neuen ethischen und moralischen Fragen, die auch juristisch formuliert und gelöst werden müssen. Besonders bedeutsam wird die bewusste Übertragung von Entscheidungen auf Maschinen werden, die zumindest teilweise unvorhersehbar und unkontrollierbar entscheiden, den Menschen von einer eigenen Entscheidung „befreien“ und zweifellos anders entscheiden werden als wir Menschen. Susanne Beck weist darauf hin, dass dadurch das Recht, insbesondere unsere Vorstellung von sorgfaltswidrigem Verhalten, Verantwortlichkeit für Entscheidungen und der Reichweite der rechtlichen Haftung her‐ ausgefordert wird. Kann man sagen „Eltern haften für ihre Kinder, Forscher haften für ihre Roboter“? Oder entspricht ein breiteres, diffuseres Konzept von Verantwortung ohnehin unserer Zeit besser als das auf der Aufklärung basierende Bild individueller Haftung?

Susanne Beck ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Strafrechtsvergleichung und Rechtsphilosophie in Hannover. Im Zuge ihrer Forschungstätigkeit überschreitet sie gern nationale und disziplinäre Grenzen, verbrachte unter anderem einige Zeit in Australien und in China und arbeitet regelmäßig mit Naturwissenschaftlern, Medizinern, Ingenieuren, Informatikern und Philosophen zusammen. Mit den rechtlichen Fragen der Robotik befasst sie sich schon seit einigen Jahren, ist hier in verschiedenen nationalen und internationalen Kooperationen aktiv, und entdeckt immer wieder neue Fragestellungen und Aspekte, die sie an dem Thema faszinieren. Zusammen mit Eric Hilgendorf ist sie Herausgeberin der Reihe Robotik und Recht. Ausgewählte Publikationen: Jenseits von Mensch und Maschine. Ethische und rechtliche Fragen zum Umgang mit Robotern, Künstlicher Intelligenz und Cyborgs (Hg., 2012); Stammzellforschung und Strafrecht – zugleich eine Bewertung der Verwendung von Strafrecht in der Biotechnologie (2008).
 
Manfred Hild, geb. 1968, ist Professor für Digitale Systeme an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Zuvor war er unter anderem als Gastforscher im SONY Computer Science Laboratory in Paris tätig und leitete das Forschungslabor Neurorobotik (NRL) in Berlin. Er studierte Mathematik und Psychologie an der Universität Konstanz, wo er sein Diplom erhielt, und wechselte dann zur Informatik an die Humboldt‐Universität zu Berlin, wo er 2008 mit Auszeichnung promovierte. Seine Hauptforschungsfelder sind Humanoide Robotik und Sensomotorische Regelungstechnik sowie Verteilte Eingebettete Systeme, mit einem inhaltlichen Fokus auf die Theorie Nicht‐Linearer Dynamischer Systeme im Allgemeinen und Rekurrente Neuronale Netze im Speziellen. Darüber hinaus gilt sein Interesse der Analyse und Synthese von Klängen, insbesondere unter Zuhilfenahme programmierbarer Hardware (FPGAs).

Susanne BeckManfred Hild
Podiumsgespräch, Samstag, 23.1., 13.30 (Sektion 4: Gesellschaft der Zukunft)