Heike Behrend
»Coolness« in Afrika. Eine Spurenlese in afrikanischer Kunst und populärer Kultur
Ausgehend von einer »Ästhetik der Kühle«, wie sie Robert Farris Thompson in African Arts in Motion (1974) für die vorkoloniale afrikanische Kunst formulierte, sollen die Kontinuitäten und Diskontinuitäten dieser Ästhetik in kolonialer und postkolonialer Zeit in neuen technischen Medien, insbesondere der Fotografie, nachgezeichnet werden. »Kühle« wird – im Gegensatz zu »Hitze« – mit Ausgewogenheit, Ruhe, Reinheit, Frieden, Feuchtigkeit und der Nähe zu den Göttern assoziiert. Die fotografische Genauigkeit, die auch das Idiosynkratische einer Person und immer ein »Mehr« zu sehen gibt, verletzt jedoch die geforderte »kühle« Ausgewogenheit der Darstellung und eröffnet ein neues Konfliktfeld, dem in der populären afrikanischen Fotografie auf vielfältige Weise begegnet wird.
Heike Behrend ist Afrikanistin an der Universität zu Köln und arbeitet vorwiegend zu den Themen Religion, Krieg und Gewalt, Kannibalismus, Geschlechterforschung, populäre Kultur und moderne Medien in Afrika. Sie studierte Ethnologie, Soziologie und Religionswissenschaft in München, Wien und Berlin und sammelte zusätzliche Erfahrungen bei Forschungsaufenthalten in Kenia, Uganda, Namibia, Ghana, Nigeria und dem Senegal. Ausgewählte Publikationen: Die Zeit geht krumme Wege. Raum, Zeit und Ritual bei den Tugen in Kenia (1987); Alice und die Geister. Krieg im Norden Ugandas (1993); Snap me one! Studiofotografen in Afrika (Mit.-Hg. 1998); Geist, Bild und Narr. Zu einer Ethnologie kultureller Konversionen (Hg. 2001).