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Choreopolitics. Rhythms as Emancipation


Onlineveranstaltung
Donnerstag, 27.5.2021, 19:00h

Luca Pattaroni

Maître d’enseignement et de recherche, École polytechnique fédérale de Lausanne

Choreopolitics. Rhythms as Emancipation

Gesprächsleitung: Hartmut Rosa, Jena

Wir leben in einer zunehmend überfrachteten Welt. Eine Fülle an Zeichen, Normen, Gegenständen und Verpflichtungen trägt zu unserer alltäglichen Entfremdung bei. Als Mitverfasser des kürzlich erschienenen Manifests für eine Politik der Rhythmen zeichnet Luca Pattaroni einen möglichen Weg aus dieser Überlastung vor: Wir müssen die politische Kontrolle über unsere individuellen und kollektiven Rhythmen wiedererlangen. Dieser Aufruf zu rhythmischer Emanzipation fordert viel mehr als bloße Entschleunigung. Es geht darum, die tiefgreifende Verflechtung zwischen Zeit und Raum zu verstehen: Sind wir erst einmal des Raums beraubt, werden wir—wie im Lockdown erlebt—zu Gefangenen der Zeit. Rhythmen sind mehr als Takte: Wir müssen sie als verschiedene Ausprägungen des Fluktuierens zwischen der intimen Erfahrung des Selbst und der strukturellen Organisation von Territorien verstehen. Das jeweils Gemeinsame zusammenzufügen muss daher Aufgabe einer Choreopolitik sein, die die eigenen Zeiten und Räume für jeden Einzelnen und jedes Kollektiv beherrschbar macht und Gesellschaften somit für eine Vielzahl an Lebensarten öffnet.

Luca Pattaroni ist Lehr- und Forschungsrat am Labor für Stadtsoziologie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, wo er die Forschungsgruppe City, Habitat and Collective Action leitet. Er untersucht Randbereiche der städtischen Gesellschaft und Situationen des Widerstands (besetzte Häuser, Gegenkulturen, Konflikte um den Stadtraum, prekäre Migration, Obdachlosigkeit) sowie die breiteren räumlichen Bedingungen von Emanzipation und Unterdrückung. Sein übergeordnetes Forschungsthema ist der Ausdruck von Differenz und die Entstehung von Gemeinsamkeit in der kapitalistischen Stadt der Gegenwart. Sein Vortrag basiert auf dem 2021 erschienenen Buch Manifeste pour une politique des rythmes, das er gemeinsam mit Manola Antonioli, Guillaume Drevon, Luc Gwiazdzinski und Vincent Kaufmann verfasste.

Hartmut Rosa ist Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Veranstaltung in englischer Sprache