Lecture
Tuesday, Feb 18, 2003, 7:00 PM

Klaus Reichert

Professor für Anglistik und Amerikanistik; Geschäftsführender Direktor des Zentrums zur Erforschung der Frühen Neuzeit, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Bibelexempel. Von der Einrichtung der Welt durch Übersetzung

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Karl-Erich Grözinger, Potsdam

Was sollen wir darunter verstehen, wenn in der Bibel das Wort »Gott« auftaucht oder »Der Herr«? Ist das die ›wirkliche‹ Übersetzung dessen, was im Original steht? Der Vortrag geht den Fragen nach, die sich bei der Übertragung des Gottesnamens – oder genauer: der Gottesnamen – dem Übersetzer stellen. Ist es überhaupt möglich, die Namen als Namen zu übersetzen oder werden sie – notwendigerweise? – herabgestuft zu Attributen (›Der Allmächtige‹, ›Der Höchste‹)? Muss eine ›wirkliche‹ Übersetzung – »Ich bin, der ich bin« – den Gottesnamen sogar verschleiern? Ist zur Abgrenzung gegen gleichlautende Namen in anderen alt-orientalischen Religionen eine übersetzerische Vereindeutigung geradezu geboten, um eine Differenz herzustellen, die im Original nicht gegeben ist? Inwieweit trägt die Übersetzung zur Herausbildung der Theologie bei? Solche und ähnliche Fragen werden aus der Perspektive eines Übersetzers, nicht eines Theologen, gestellt.

Klaus Reichert studierte Philosophie und Sprachen in Marburg, London, Gießen und Frankfurt am Main. Seit 1975 lehrt er an der Universität in Frankfurt am Main. Er erhielt u.a. den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis (1983). Neuere Veröffentlichungen: Der fremde Shakespeare (1998), Wär ich ein Seeheld, Gedichte (2001). Im Februar erscheint im Carl Hanser Verlag Die unendliche Aufgabe. Zum Übersetzen.