Vortrag
Freitag, 8.7.2011, 16h

Dieter Hoffmann

Wissenschaftshistoriker, Max-­Planck-­Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

Albert Einstein und Rabindranath Tagore: Propheten der Völkerverständigung und Gewaltlosigkeit

Blieb die Wirkung Albert Einsteins (1879–1955) nicht auf sein physikalisches Schaffen beschränkt, so wurde auch Rabindranath Tagore (1861–1941) von seinen Zeitgenossen nicht allein als Dichter wahrgenommen. Beiden gemein ist so nicht allein die Exzellenz ihres beruflichen Wirkens, die sich in der Auszeichnung mit dem Nobelpreis (1913 bzw. 1921) spiegelt, sondern auch ein ausgeprägtes Engagement für Frieden, Völkerverständigung und Gewaltlosigkeit. Insbesondere letzteres wurde auch zur Grundlage für ihre persönlichen Begegnungen und wechselseitige Sympathie. Für Einstein war Tagore ein Botschafter der östlichen Kultur, Religiosität und Weisheit. Darüber hinaus sah er in ihm wohl auch den Stellvertreter des indischen Pazifisten Mahatma Gandhi, dessen pazifistische Argumentation er in hohem Maße teilte und den er vorbehaltlos bewunderte, dem er aber nie begegnet ist. Obwohl ihre gesellschaftlichen und friedenspolitischen Vorstellungen von Utopien geprägt sind und Visionen blieben, machen sie Einstein und Tagore bis heute zum Gegenstand fast mythischer Verehrung.

Dieter Hoffmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und lehrt als Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort hat er auch Physik studiert und auf dem Gebiete der Wissenschaftsgeschichte 1975 promoviert und 1989 habilitiert. Von 1976 bis 1990 forschte er als Wissenschaftshistoriker an der Akademie der Wissenschaften der DDR und war danach u.a. Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seit 1995 ist er Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. 2010 wählte ihn die Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitglied. Seine Forschungsinteressen gelten vor allem der Physik- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf die Berliner Gelehrten und Institutionen. Zu seinen neueren Publikationen zählen: Albert Einstein (2005); Einsteins Berlin (2006); gem. mit M. Walker: Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich (2007); Max Planck (2008); Max Planck und die moderne Physik (2009); gem. mit Mark Walker: Fremde Wissenschaftler unter Hitler (2010).